Worum geht es? In Bern findet zurzeit ein Berufungsprozess gegen Mitglieder der Rockergruppe Hells Angels und der Rockergruppe Bandidos statt. Beim erstinstanzlichen Prozess im Mai 2022 waren rund 200 Mitglieder der verfeindeten Rockergruppen Angels und Bandidos mit ihren Motorrädern in Bern aufgefahren und hatten den Durchgangsverkehr behindert. Die Polizei setzte damals Gummischrot und Wasserwerfer ein, um die beiden Lager voneinander fernzuhalten. Dieses Mal fanden sich keine Rockergruppen ein.
Hat sich die Gefährlichkeit der Gangs verändert? Das Bundesamt für Polizei, das Fedpol, schätzt dies trotz ruhiger Lage vor dem Berner Amthaus nicht so ein. «Im Gegenteil, wir beobachten, dass die Lage gleichermassen angespannt ist wie in den letzten Jahren», sagt Berina Reposa, Mediensprecherin beim Fedpol. Die Lage habe sich aber auch nicht zugespitzt.
Was für eine Gefahr geht von den Bandidos und den Hells Angels aus? Es bestehe grundsätzlich eine Rivalität zwischen diesen zwei Gruppen, so Reposa. «Das ist vor allem auf territoriale Ansprüche zurückzuführen. Die Bandidos als Outlaw-Motorcycle-Gang wollen sich den Hells Angels – oder vielmehr ihrer übergeordneten Stellung unter den Rockergangs – nicht unterordnen und daher resultiert dieser Konflikt.»
Wie viele Rockergangs gibt es in der Schweiz? Das Fedpol geht davon aus, dass es in der Schweiz rund 12 Ableger der Hells Angels und etwa sechs Ableger der Bandidos (seit 2021) gibt. Die Hells Angels haben in der Schweiz etwa 200 Mitglieder, die Bandidos 50. Dazu kommen die Outlaws MC (seit 2010) mit vier Ablegern mit rund 40 Angehörigen. Bei weiteren OMCG bestehen Bezüge zur Schweiz.
Das Gefahrenpotential der Rocker in der Schweiz ist nicht mit der Lage in gewissen deutschen Bundesländern vergleichbar, so das Fedpol.
Was können die Behörden gegen diese Gangs tun? Neben dem ordentlichen Weg der Strafverfolgung, der zu Verfahren, Prozessen und Landesverweisen führe, gehe es für die Polizei auch darum, Präsenz zu zeigen, wie sie es zurzeit in Bern tue, sagt die Fedpol-Mediensprecherin. Doch: «Wir müssen uns vor Augen halten, dass die Lage in der Schweiz und auch das Gefahrenpotenzial nicht vergleichbar sind, wie beispielsweise mit der Lage in gewissen deutschen Bundesländern. Dort wurden einzelne Ableger der Rockergruppen vereinstechnisch verboten.»