Die aktuelle Flüchtlingskrise ist wohl die grösste Fluchtbewegung seit dem Zweiten Weltkrieg. Sie ist aber nicht die erste Situation, bei der die Schweiz als Flüchtlingsland gefordert ist. Der ehemalige Flüchtlingsdelegierte Peter Arbenz hat in der Vergangenheit verschiedene Flüchtlingswellen erlebt. Aus Erfahrung weiss er, dass die Schweiz imstande ist, einiges zu leisten.
Parallelen zur Vergangenheit
Wie Arbenz erklärt, gibt es durchaus Parallelen zu den Flüchtlingskrisen zu Zeiten des ungarischen Volksaufstands 1956 oder der Tschechoslowakei 1968. Damals kamen rund 15'000 Menschen in die Schweiz. Die Hilfsbereitschaft in der Bevölkerung sei gross gewesen. «Da hat auch unsere Bevölkerung spontan reagiert und wir konnten diese Leute humanitär aufnehmen,» so Arbenz.
Auch die Balkankriege in den 1990er Jahren lösten eine grosse Flüchtlingswelle aus. Die Schweiz nahm gemäss Arbenz bis zu 50‘000 Asylgesuche entgegen von Menschen aus Ex-Jugoslawien und hätte das Problem bewältigen können.
Im Gegensatz zu früher ist laut Arbenz aber in der Schweizer Bevölkerung die Angst vor Verlust gestiegen: «Heute haben wir natürlich enorm hohe Ansprüche. Wir brauchen jedes Jahr einen Quadratmeter mehr Wohnfläche. Die Mobilität ist stark gestiegen.» Wenn dann noch zusätzliche Einwanderung käme, hätten die Leute schnell das Gefühl, der Wohlstand sei gefährdet. Da gebe es natürlich Abwehrreflexe.
Humanitäres Kontingent für bestimmte Flüchtlinge
Für syrische, irakische und afghanische Flüchtlinge müsse man in der Schweiz über ein humanitäres Kontingent nachdenken, damit diese rasch Sicherheit erhalten, ohne ein Asylverfahren durchlaufen zu müssen. Das entlaste auch die Schweizer Asylpolitik, so der ehemalige Flüchtlingsdelegierte.
Gemäss Arbenz geht es nun primär darum, dass nun Bund, Kantone und Gemeinde Unterkunftsplätze rekrutieren und bereit stellen. Es brauche aber auch mehr Fachleute und das wiederum brauche mehr Zeit: «Es ist nicht ganz einfach. Aber ich glaube, da muss man jetzt rasch handeln und nicht weiter zögern und denken, ja vielleicht geht der Krug an uns vorbei.»