- Die Coop-Grossbäckerei in Schafisheim (AG) ist überdurchschnittlich von Corona betroffen.
- Bislang wurden 45 Angestellte positiv auf das Coronavirus getestet.
- Angestellte kritisieren, eine Maskenpflicht herrsche trotz engsten Platzverhältnissen erst seit Kurzem. Und Angestellte würden trotz Kontakt mit Erkrankten nicht nach Hause geschickt.
- Coop widerspricht der Kritik, hat inzwischen die Schutzmassnahmen aber ausgeweitet.
Die Vorwürfe sind happig: Mehrere Angestellte der Grossbäckerei von Coop im Aargauischen Schafisheim schildern gegenüber «Kassensturz» anonym Missstände im Zusammenhang mit Corona-Schutzmassnahmen. Die Arbeit sei seit längerem «regelrecht gefährlich», erzählt eine Person. Sie fühlten sich zu wenig vor Corona geschützt. Denn Dutzende von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern seien inzwischen an Corona erkrankt. «Ein Teamleiter erzählte, allein in einer Schicht seien 40 Leute krank. Und es gibt drei Schichten, da kann man hochrechnen.»
Fehlende Schutzwände und Masken
Rund 700 Personen produzieren im Grossbetrieb täglich Hunderttausende Brote, Törtchen und Wähen – zum Teil in sehr engen Platzverhältnissen: «An gewissen Fliessbändern stehen bis zu zehn Personen mit vielleicht einem halben Meter Abstand. Und bis vor zwei Wochen trug dort niemand eine Maske. Schon damals gab es mehrere bestätigte Coronarfälle.» Erst Mitte Oktober führte der Betrieb eine allgemeine Maskenpflicht ein.
Zwar wurden an den Bändern im März Plexiglas-Scheiben montiert, jedoch nur zum Schutz vor den Mitarbeitern, die gegenüber stehen. Zum Nachbarn oder der Nachbarin links und rechts am Band gab es langezeit keine Trennwände. Sie wurden erst während des letzten Wochenendes montiert.
Trotz Kontakt mit Infizierten nicht in Quarantäne geschickt
Was die Angestellten besonders beunruhigt: Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen würden mit Krankheits-Symptomen zur Arbeit erscheinen. Offenbar aus Angst, sie könnten bei Absenzen die Stelle verlieren. Ausserdem würden die Vorgesetzten schlecht informieren, so die Quelle.
Coop bestätigt 45 Corona-Fälle im Betrieb
Inzwischen bestätigt Coop, dass die Grossbäckerei überdurchschnittlich stark von Corona betroffen ist. Bislang seien 45 Angestellte positiv auf das Virus getestet worden, so Sprecherin Rebecca Veiga.
Zu den Vorwürfen der Angestellten, sie seien lange zu wenig geschützt worden, sagt Veiga: Vor der Einführung der generellen Maskenpflicht habe im Betrieb die Weisung gegolten, eine Maske zu tragen, wenn der Mindestabstand nicht gewahrt sei. Diese Weisung sei offenbar nicht überall umgesetzt worden, gibt Veiga zu.
Deshalb habe man jetzt nachgeschult. Und auch andere Massnahmen ergriffen, wie etwa zusätzliche Trennwände an den Laufbändern oder Temperaturmessungen bei den Angestellten. Ausserdem seien Mitarbeitende, die problematischen Kontakt zu Infizierten gehabt hätten, stets in Isolation geschickt worden. Dies widerspricht allerdings den Aussagen verschiedener Angestellter, mit denen «Kassensturz» gesprochen hat.