Manche sagen, sie schmerze hinter den Ohren, sie rieche nach Spital – und sie nerve generell. Und doch wird in Europa vermehrt wieder über die unbeliebte Schutzmaske gesprochen. Ist es wieder sinnvoll, sie im öffentlichen Raum zu tragen?
Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) hat sich an der Medienkonferenz vom vergangenen Dienstag dazu nicht geäussert. Für Céline Gardiol, Leiterin Sektion Infektionskontrolle und Impfprogramme des BAG, ist die aktuelle Lage «nicht besorgniserregend». Allerdings sei eine steigende Tendenz der Coronafallzahlen zu erkennen.
Deshalb hat das BAG zusammen mit der Eidgenössischen Kommission für Impffragen (Ekif) eine Auffrischungsimpfung (Booster) für immungeschwächte Personen und über 80-Jährigen empfohlen – aber nichts Konkretes zu Masken gesagt.
Der Infektiologe Andreas Cerny beantwortet die Frage nach der Hygienemaske klar mit Ja. Es mache durchaus Sinn, das Tragen von Masken in Innenräumen, insbesondere im öffentlichen Verkehr, erneut zu diskutieren. Zum einen steige die Zahl der Neuansteckungen. Zum anderen seien geimpfte und genesene Personen nur beschränkt gegen eine Ansteckung geschützt.
Deshalb würde er schon jetzt allen über 65-Jährigen und Personen, welche ungeimpft sind oder Vorerkrankungen haben, das Maskentragen empfehlen. «Der Aufwand für den Einzelnen ist gering und der Effekt auf den Epidemieverlauf – ich denke da an die zunehmenden Hospitalisationen – ist nachgewiesenermassen positiv», sagt Cerny.
Ich wäre dafür, dass man die Maskenpflicht wieder einführt.
Cerny würde gar einen Schritt weitergehen: «Ich wäre dafür, dass man die Maskenpflicht wieder einführt.» Er sei da eher vorsichtig. Aus epidemiologischer Sicht sei dies durchaus haltbar.
Aber nicht alle teilen seine Meinung, dass das Tragen der Maske kein grosser Eingriff in die persönliche Freiheit darstelle. Das Problem: «Die politische Hemmschwelle ist gross, nachdem die Bevölkerung die Freiheit endlich wieder geniessen kann», so Cerny.
Das Problem der derzeit kursierenden Coronavirus-Variante BA.5 sei, dass sie immer noch zu schweren Krankheitsverläufen führen könne. Was die Menschen davor schütze, sei eine durchgemachte Infektion mit einer anderen Virusvariante (z. B. Delta, Omikron BA.1) plus die Impfung, sagt Cerny. Allerdings können über 80-Jährige und immungeschwächte Personen trotzdem schwer erkranken. Deshalb sei die Schweiz auch der Vorgabe des European Center for Disease Control (ECDC) gefolgt. Diese sage: Wenn in einem Land die Fallzahlen steigen, dann sollten die über 80-Jährigen geimpft werden.
Massnahme auf Ebene der Gesellschaft sinnvoll
Aber die Impfung schütze bei der BA.5-Variante nur zu 20 bis 30 Prozent vor der Ansteckung. «Deshalb ist eine Massnahme auf Ebene der Gesellschaft, wie das Maskentragen, relativ sinnvoll.» Zudem zeigte eine Metaanalyse des ECDC, dass das Tragen einer Maske in geschlossenen Räumen sich bei der Omikron-Pandemie als effizienten Schutz herausgestellt habe.