«Sie sehen, das Kind ist traurig und verunsichert – und es schaut ganz genau den Gesichtsausdruck der betreuenden Person an, um zu erkennen, was es machen soll», sagt Rossana Savastano, während ein Kleinkind weint. Sie ist Betriebsleiterin der Tagesstätte Schmitten im Kanton Freiburg.
Sie sehen, das Kind ist traurig und verunsichert.
Kinder lernten unter anderem, indem sie die Gesichter Erwachsener genau studierten, sagt Savastano. Sie erkennen so Gefühle, aber auch wie man Laute formuliert. Anfangs hätten die Babys stark auf die Masken reagiert, erzählt die Kita-Leiterin: «Sie haben geweint oder sie hatten einen starren Blick.» Ungläubigkeit und Unsicherheit habe man in ihrem Blick erkennen können.
Savastano befürchtet, dass die Maskenpflicht negative Folgen haben könnte – etwa in der Sprachentwicklung, in der Emotionsentwicklung oder in der Vertrauensentwicklung zum Gegenüber. In diesen Bereichen könnten sich ihrer Meinung nach «Folgeschäden entwickeln, die momentan nicht absehbar sind».
Gesundheit steht an erster Stelle
Der Freiburger Kantonsarzt Thomas Plattner bestätigt, dass in der derzeitigen Corona-Situation die Gesundheit vor pädagogischen Bedenken stehe. «Man muss die aktuelle epidemiologische Situation im Kanton beachten», sagt er. Man stelle man fest, «dass die Fälle unaufhaltsam zunehmen, stark zunehmen». Die Massnahme der Maskenpflicht solle deshalb auch verhindern, dass man Kitas schliessen müsse.
Die Leiterin der Tagesstätte in Schmitten ist nicht grundsätzlich gegen Masken in Kitas. Sie wünscht sich aber «Zeitinseln» ohne Masken. Das empfiehlt im Übrigen auch der Schweizerische Kita-Verband. Jedem Kind unter zwei Jahren solle eine Betreuungsperson zugeteilt werden, die sich täglich eine gewisse Zeit auch ohne Maske mit dem Kind beschäftige.
Das Kind kann den Virus übertragen.
Der Freiburger Kantonsarzt Plattner winkt ab: «Das Kind kann den Virus übertragen. Das Problem ist dann, dass die Person – wenn sie dann angesteckt wird – das Virus an andere übergeben kann.»
Langfristige Folgeschäden?
Für Masken-Pausen plädiert Entwicklungspsychologin Heidi Simoni. «Bei einer streng ausgelegten Maskenpflicht, die keine gezielte Ausnahme vorsieht und über eine lange Zeit dauert, hätte ich grosse Bedenken, dass es Kindern auch schadet», meint die Leiterin des «Marie Meierhofer Institut für das Kind».
Wie lange die Situation noch andauert, weiss niemand. So lange singen also auch die Betreuerinnen und Betreuer in den Kitas der Tagesstätte Schmitten ihr Mittagslied weiterhin mit Mund- und Nasenschutz.