Die Mitarbeiter nehmen die Tests nach Hause – und spucken dort einmal pro Woche ins Röhrchen – freiwillig. Beim Technologiekonzern Bühler gehört das ab sofort zum Arbeitsalltag. Die Firma mit 3000 Angestellten allein am Standort Uzwil in St. Gallen stellt seit heute Morgen allen Mitarbeitern regelmässig und kostenlos solche Schnelltests zur Verfügung.
Jeder, den wir erkennen, ist einer weniger.
Es sind Selbsttests, die derzeit in der Schweiz nicht zur offiziellen Teststrategie gehören, sie sind gemäss dem BAG zu wenig präzise. Die Firma Bühler kauft die Tests trotzdem. Personalchef Christof Oswald erklärt weshalb: «Aus unserer Sicht ist das die einzige Strategie, um die Fälle zu reduzieren.»
Schläfer sollen gefunden werden
Die Firma erhofft sich, auf diese Art Schläfer zu finden, also Mitarbeiter, die infiziert sind, aber keine Symptome haben. «Und deshalb ist es nicht relevant, ob ein Test zu 100 oder zu 80 Prozent sicher ist», sagt Oswald. «Jeder, den wir erkennen, ist einer weniger.»
Grundsätzlich würde der Bund für Tests der Firmenmitarbeiter aufkommen. Doch dazu müssen die Kantone beim BAG ein Konzept einreichen, wie diese Massentests umgesetzt werden sollen. Der Kanton St. Gallen will von solchen breit angelegten Massentests derzeit jedoch nichts wissen.
Es ist eigentlich eine Nicht-Test-Strategie.
Das Unverständnis darüber ist gross bei der Wirtschaft. «Die Teststrategie des Kantons St. Gallen ist viel zu passiv», sagt Markus Bänziger, Direktor Handelskammer St. Gallen und Appenzell. «Es ist eigentlich eine Nicht-Test-Strategie. Wir würden erwarten, dass der Kanton St. Gallen das Testen als einen zentralen Baustein auf dem Weg aus der Pandemie erkennt.» Der Kanton St. Gallen wollte sich heute nicht zu diesem Vorwurf äussern.
Auch der Wirtschaftsdachverband Economiesuisse fordert, dass jetzt schweizweit in allen Firmen regelmässig getestet werden muss. Roger Wehrli, stellvertretender Leiter für allgemeine Wirtschaftspolitik, begründet dies wie folgt: «Wenn wir Massentests machen, können wir den R-Wert stark senken. Eine ETH-Studie sagt, um bis zu zwei Drittel. Das erlaubt uns, die teuren Massnahmen, die wir jetzt haben und die gegen eine Milliarde Franken pro Woche kosten, nicht mehr ergreifen zu müssen.»
Firma greift tief in die Tasche
Die Firma Bühler in Uzwil will nicht darauf warten, bis der Bund und die Kantone die bürokratischen Hürden für die Kostenübernahme aus dem Weg geräumt haben. Sie greifen deshalb tief in die eigene Tasche für die Massentests.
«Wenn wir alle Mitarbeitenden einmal pro Woche testen, kostet uns dies rund 100'000 Franken pro Monat», sagt Bühler-Personalchef Christof Oswald. Dies können sich jedoch längst nicht alle Firmen leisten. Erst recht nicht in der wirtschaftlich ohnehin angespannten Zeit.