Das Tablet auf dem Tisch, damit die Eltern in Ruhe essen können. Das Smartphone im Kinderwagen, wenn das Baby im Tram zu laut ist. Viele Eltern nutzen ihre digitalen Geräte nicht nur für sich, sondern geben sie auch ihren Kindern.
Entwicklungsstörungen wegen Handy bei Kleinkindern
Das sei aber schädlich, sagt die Basler Grossrätin Anouk Feurer. «Gerade in den ersten Lebensjahren müssen Kinder sehr viele Fähigkeiten entwickeln.» Bildschirmzeit würde diese Entwicklungen aber beeinträchtigen, was schwerwiegende Folgen für das Kind habe. Sie könnten schlechter sprechen, sich weniger gut konzentrieren und hätten auch Probleme, stabile Beziehungen zu Erwachsenen aufzubauen, sagt Feurer.
Die Befürchtungen von Feurer bestätigt auch die Forschung: «Jede Minute, die ein Kleinkind vor einem Bildschirm verbringt, ist eine verlorene Minute», sagt Eva Unternährer, die sich an den Universitären Psychiatrischen Kliniken Basel (UPK) intensiv mit dem Thema auseinandersetzt. «Gerade im Alter von null bis drei gilt, je weniger Zeit vor dem Bildschirm, desto besser.» Dazu gehöre zum Beispiel auch der Video-Call mit den Grosseltern.
Jede Minute, die ein Kleinkind vor einem Bildschirm verbringt, ist eine verlorene Minute.
Auch die Weltgesundheitsorganisation WHO empfiehlt in den ersten zwei Lebensjahren keine Bildschirmzeit. Unternährer sagt darum, Prävention sollte schon vor der Geburt ansetzen, quasi als Teil der Geburtsvorbereitungskurse.
Ab dem dritten Lebensalter ist der Einfluss von Bildschirmzeit weniger klar. Hier gäbe es keine klaren Zeitvorgaben, wie lange Kinder maximal am Smartphone, Tablet, etc. verbringen sollten, sagt Unternährer.
Eltern sollten Kinder nicht am Tablet alleine lassen
Wichtig sei aber auch hier, welche Inhalte die Kinder konsumieren und, ob sie dabei von Erwachsenen begleitet werden. Denn so können die Kinder einen sinnvollen Umgang mit modernen Medien lernen.
Grossrätin Anouk Feurer will nun von der Basler Regierung wissen, wie fleissig Elternangebote genutzt würden. «Es ist ein grosses Problem, wenn Prävention bei Kleinkindern nicht greift.» Erst ab dem Kindergarten und natürlich ab der obligatorischen Schulzeit sei es einfach, Eltern zu erreichen.
Fehlt es Eltern an Wissen?
Denn etliche Eltern hätten falsche Vorstellungen, was Bildschirmzeit für Kinder bedeutet. «Sie wollen etwas Gutes tun, weil sie ihre Kinder mit Bildschirmzeit auf die digitale Welt von Morgen vorbereiten möchten. Aber gerade für Kleinkinder trifft das nicht zu», sagt die Forscherin Eva Unternährer.
Auch GLP-Grossrätin Sandra Bothe reicht einen politischen Vorstoss zum Thema Kinder und Bildschirme ein: Sie fordert handyfreie Schulen. «Wir würden ihnen die Freiheit schenken, für eine bestimmte Zeit ohne die ständige Ablenkung von Smartphones zu sein.» So könnten sich die Kinder wieder aufs Wesentliche konzentrieren, also auf sich selbst, das soziale Umfeld und den Unterrichtsstoff.
Forderung nach handyfreien Schulen
Einzelne Schulen würden bereits solche handyfreien Zeiten kennen und würden damit gute Erfahrungen machen, sagt Bothe. «Es ist eine immense gesellschaftliche Herausforderung, vielleicht eine der grössten unserer Zeit.»
Es ist eine immense gesellschaftliche Herausforderung, vielleicht eine der grössten unserer Zeit.
Dabei sei sich Bothe bewusst, dass dies die Kinder nicht vor problematischen Inhalten fernhalten oder schützen würde. Aber so könne ein Raum geschaffen werden, in dem das nicht mehr so stark im Vordergrund stehe.