Beim Schulstart am Morgen gehört das eigene Handy in eine Plastikbox auf dem Lehrerpult statt in die Hosentasche. Seit rund zwei Wochen müssen die Schülerinnen und Schüler in Neuenhof ihr Mobiltelefon abgeben. Noch sind sie nicht begeistert, zeigt ein Besuch bei einer dritten Realschulklasse.
Anders läuft es ein paar Kilometer weiter in Würenlos. Seit über 15 Jahren gilt hier ein Handyverbot auf dem Schulareal. Man mache gute Erfahrungen damit, sagen nicht nur die Lehrpersonen, sondern auch Schülerinnen und Schüler.
«Ich würde mir manchmal wünschen, dass es mit dem Abgeben des Handys besser funktioniert», sagt Marc Eichenberger, Lehrer der besagten Oberstufenklasse in Neuenhof. Sie behalte ihr Telefon lieber bei sich, meint etwa Jasmine. «Keiner merkt es», so die Schülerin. Und Schulkollege Deniz meint: «Wir sprechen jetzt öfters miteinander, weil wir nicht am Handy sind.» Trotzdem begeistert ihn die neue Regel (noch) nicht. «Ich fände es mit Handy krasser», lacht er.
Probleme mit Videos und Fotos
Der Grund für den Handyentzug in Neuenhof: «Probleme an der Schule», sagt Schulleiter Simon Wullschleger. «Wir hatten verschiedene Vorfälle, die wir nicht mehr wollen. Wir hatten in der Umkleidekabine im WC Filme oder auch Fotos, die für die Kinder und den ganzen Schulbetrieb nicht akzeptabel waren.»
Schon eingespielter ist das Handyverbot in Würenlos. Das Verbot gilt auf dem ganzen Schulgelände. Die Schülerinnen und Schüler der zweiten Sekundarklasse stört das kaum.
Es ist unheimlich, was das Handy mit dir macht.
In der Pause treffen sich die Oberstufenschüler ohne Handy zum Reden oder Fussball spielen. «Es ist wie Freiheit, ohne Handy. Man ist ja sowieso den ganzen Tag dran», meint Selina. Auch Noel sieht es positiv: «Ich finde es nicht schlimm. Es ist ‹scary›, was ein Handy mit dir macht.» Matteo wiederum lässt das Handy gleich zu Hause. Es lenke ihn sowieso nur ab, meint er lachend.
Begleiten statt einfach verbieten
Ist das Verbieten also einfach? Nicht ganz, heisst es bei der Aargauer Suchtprävention. Ein Handyverbot könne Cybermobbing reduzieren und den Austausch untereinander fördern, aber es müsse gut erklärt, diskutiert und begleitet werden.
Tim Rohr von der Suchtprävention sagt, man müsse eine Regel immer gut begründen und Argumente zulassen. «Wenn man ein Verbot einfach durchdrückt und null Akzeptanz hat für Einwände und Besorgnisse, dann führt es zu Heimlichkeiten.»
Diese Begleitung hat die Schule in Würenlos, die schon lange auf ein Verbot setzt, gemacht. Handys, soziale Medien und der Umgang damit seien Teil des Schulunterrichts. «Wir verbannen das Handy nicht aus dem Alltag», sagt Schulleiterin Mirjam Frey. Der Lehrplan verlange den Umgang mit Smartphones explizit.
In Neuenhof wiederum läuft der Versuch für drei Monate. Wie in der Schweiz üblich, entscheidet jede Schule selbst, was gilt. Im Aargau setzt derzeit die Mehrheit der Schulen auf ein Verbot oder auf ein partielles Verbot.