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Mehr günstiger Wohnraum Zürich kauft so viele Häuser wie noch nie – mit wenig Wirkung

Die Kündigungen in den «Sugus-Häusern» hat schweizweit für Empörung gesorgt. Der Fall gibt linker Wohnpolitik Auftrieb. Doch einfach ist es nicht, gemeinnützige Wohnungen zu schaffen.

Für die Besitzerin der drei sogenannten Sugus-Häuser, die ihren rund 250 Mietern gekündigt hat, gibt es wenig Verständnis. Sogar der Hauseigentümerverband oder die Zürcher FDP-Regierungsrätin kritisieren das Vorgehen. Derweil ist für die politische Linke, allen voran die SP, klar: Es muss sich etwas ändern.

Ein Haus in markanter hellgrüner Farbe. Davor stehen Bäume und ein Pingpongtisch.
Legende: Sugus-Häuser Stein des Anstosses – drei der neun Sugus-Häuser im Kreis 5 sollen renoviert werden, die Mieterinnen müssen raus. Keystone/Til Buergy

Die Kündigung sei ein Paradebeispiel, wie günstige Wohnungen verschwinden. Wie Hausbesitzer mit Leerkündigungen nach Profitmaximierung strebten. Es brauche dringend Gegenmittel, fordert Florian Utz, Co-Fraktionschef der SP im Zürcher Stadtparlament: «So kann es nicht weitergehen. Es braucht auf Bundes- und Kantonsebene neue Gesetze, um Mieterinnen vor solchen Leerkündigungen zu schützen.»

So kann es nicht weitergehen.
Autor: Florian Utz Co-Fraktionschef SP

Weiter fordert Utz, die Regierung müsse aktiv werden: «Die Stadt muss mehr Liegenschaften kaufen, um die Wohnungen zu einem zahlbaren Preis vermieten zu können.» Tatsächlich hat Stadtpräsidentin Corine Mauch angekündigt, sie suche das Gespräch mit der Besitzerin um über einen möglichen Kauf zu verhandeln.

Mehr Geld denn je ausgegeben für den Häuserkauf

Noch mehr Häuser kaufen – das also die Forderung der Linken. Dabei hat die Stadt Zürich bereits kräftig zugeschlagen. Noch nie hat sie so viel Geld ausgegeben wie in diesem Jahr. Für hunderte Millionen Franken hat sie Häuser und Wohn-Areale gekauft. Und für nächstes Jahr wurde das Budget noch einmal aufgestockt: Satte 600 Millionen sind bereitgestellt für den Kauf von Immobilien.

Dieser Ansatz ist politisch umstritten. Zwar kritisiert auch Albert Leiser die Art und Weise der Kündigung in den Sugus-Häusern, die offensive Kaufstrategie der Stadt hält der FDP-Stadtparlamentarier und Direktor des Zürcher Hauseigentümerverbands aber für falsch: «Nur die Stadt kann Häuser zu Höchstpreisen aufkaufen und dann die Mieten senken. Dieses Geld wäre besser eingesetzt, wenn diejenigen direkt unterstützt würden, die wirklich eine günstige Wohnung brauchen.»

Nur die Stadt kann Immobilien zu Höchstpreisen kaufen und dann die Mieten senken.
Autor: Albert Leiser Direktor Zürcher Hauseigentümerverband

Von diesen bürgerlichen Einwänden lässt sich die linke Stadtregierung allerdings nicht beirren. Sie will ihre Strategie weiterführen. Dazu ist sie auch angehalten, sollen doch in Zürich bis im Jahr 2050 ein Drittel aller Wohnungen gemeinnützig sein. So hat es das Stimmvolk 2011 beschlossen. Nur: Trotz der Rekordsumme für den Häuserkauf ist der Anteil gemeinnütziger Wohnungen in den vergangenen Jahren nicht gestiegen.

Zürich stagniert beim «Drittelsziel»

Damit Zürich dieses sogenannte Drittelsziel erreicht, brauche es neben Geld mehr Handlungsmöglichkeiten, so Stadtpräsidentin Corine Mauch: «Wir stossen an Grenzen. Die übergeordneten Gesetze von Bund und Kanton engen uns ein. Beispielsweise fehlt uns ein Vorkaufsrecht.» Ein solches kennt etwa der Kanton Waadt.

Jahr Anzahl gemeinnütziger Wohnungen Anteil
2015 52'700 26.5%
2019 55'100 26.4%
2023 55'800 25.9%

Auch in anderen Schweizer Städten wird es eng

Auch der Schweizerische Städteverband setzt sich für dieses Mittel ein. Präsident Anders Stokholm: «Ein Vorkaufsrecht würde den Städten helfen.» Doch auf nationaler Ebene kommt es nicht durch. Der Städteverband setzt darum auf die Förderung gemeinnütziger Wohnbauträger wie Genossenschaften.

Denn die Mieten steigen nicht nur in Zürich. Auch wenn Leerkündigungen wie jene in den Sugus-Häusern in anderen Städten weniger Aufmerksamkeit erregen, fehlt auch dort günstiger Wohnraum.

Rendez-vous, 13.12.2024, 12.30 Uhr; sted/grud

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