Nur 20 bis 50 Impfdosen erhalten einzelne Hausärztinnen und Hausärzte im Kanton St. Gallen um ihre Hochrisikopatienten impfen zu können. Diese Dosen reichen jedoch nicht immer für alle Patientinnen und Patienten der Hochrisiko-Gruppe. Die Hausärzte stehen vor einem Dilemma: Wer bekommt die Impfung und damit den Schutz vor dem Virus?
Impfdosen-Lotterie
Hausarzt Jean-Jacques Fasnacht aus dem zürcherischen Marthalen hat sich einen unkonventionellen Ausweg aus seinem Dilemma überlegt. «Wir haben uns entschieden, wenn ungefähr das gleiche Profil vorliegt, dass wir ein Los entscheiden lassen.» Denn auch die 100 Impfdosen die 330 ausgewählte Hausärztinnen und Hausärzte im Kanton Zürich jeweils zum Verimpfen erhalten haben, reichten meist nicht für alle Hochrisikopatienten.
Und hier zeigt sich bereits das nächste Dilemma. Nicht nur die Patienten werden ausgewählt, sondern auch die Hausärztinnen, zumindest in Kanton Zürich. Dies jedoch nicht per Los, sondern nach vorgelegten Kriterien, wie die Grösse der Praxis oder die Impfbereitschaft. Zudem sollten alle Regionen davon profitieren können. Im Kanton St. Gallen wurden alle Hausarztpraxen, die sich bis zu einer Frist meldeten, berücksichtigt.
Erwünschtes Dilemma
Die Hausärzte würden sich untereinander durchaus aber solidarisch zeigen, glaubt der Präsident der Schweizer Haus- und Kinderärzte. Philippe Luchsinger hat jedenfalls in seiner Praxis in Affoltern am Albis auch schon Patientinnen und Patienten von Berufskollegen geimpft.
Trotz Dilemma ist Hausarztpräsident Luchsinger froh, dass die Hausärzte in einigen Kantonen in die Impfstrategie miteinbezogen werden. «Wir haben den Vorteilen, dass wir unsere Patientinnen und Patienten kennen und abschätzen können, wer ein noch höheres Risiko hat.» Zudem müssten die Patientinnen und Patienten dadurch nicht den weiten Weg zum Impfzentrum machen. Dennoch werden Hausärzte erst in einigen Kantonen in die Impfstrategie miteinbezogen.