Weil der neu zugelassene Impfstoff von Moderna bezüglich Transport und Lagerung viel einfacher zu handhaben ist als der von Pfizer/Biontech, kann er auch in Arztpraxen gespritzt werden. Die Hausärzte und Hausärztinnen sind bereit, doch die Fläschchen müssen erst produziert und verteilt werden. Philippe Luchsinger ist Präsident des Verbandes der Haus- und Kinderärzte. Er rechnet damit, dass es nächste oder übernächste Woche losgehen wird.
SRF News: Könnte sich ein Risikopatient heute bei Ihnen impfen lassen?
Philippe Luchsinger: Das ist ein bisschen verfrüht. Wir haben den Impfstoff noch nicht erhalten, aber man kann sich schonmal eintragen lassen. Sobald wir den Impfstoff haben, werden wir eine Aufstellung machen, wen wir in welchem Zeitraum impfen können.
Wie lange wird es dauern, bis der Impfstoff von Moderna in den Hausarztpraxen zur Verfügung steht und eingesetzt werden kann?
Wenn alles optimal läuft, könnte es sein, dass wir nächste Woche in Hausarztpraxen impfen können.
Der Impfstoff kommt in 100er-Packungen. Sie haben 30 Tage Zeit, diesen aufzubrauchen. Wie organisieren sich die Hausärztinnen und -ärzte?
Man hat sich schon in den letzten Tagen und Wochen organisiert. Man hat eine Liste erstellt und geschaut, wer kommt infrage. Man hat seine Patienten gefragt, ob sie die Impfung wollen, und hat dann priorisiert: Wer kommt nach den Kriterien des BAG zuerst dran? Dann wird es so sein, dass man seine Praxis auch logistisch anpassen muss. Man muss ja den normalen Betrieb weiter betreuen und wird in diesem normalen Betrieb Ressourcen – das heisst Ärzte, medizinische Praxisassistentinnen – nur für die Impfung freistellen.
Wie gross ist der Zusatzaufwand, wenn man Covid-19-Impfungen anbieten will?
Er ist recht gross. Aber das ist ja das, was wir seit Beginn der Pandemie machen. Wir haben schon von Anfang an unter speziellen Umständen gearbeitet. Und wir haben uns auch, als wir dann testen konnten, darauf eingerichtet. Dank der Mitarbeit unserer medizinischen Praxisassistentinnen und unserer Ärzte und Ärztinnen haben wir es geschafft, dass wir zum normalen Praxisbetrieb auch den Pandemie-Betrieb geschafft haben. Das wird auch für das Impfen so sein.
Wie viele Hausärzte werden Impfungen in der Praxis anbieten?
Dazu habe ich keine Zahlen. Ich weiss nicht, wer das alles machen kann. Denn die Problematik ist ja auch die, dass man die entsprechenden Ressourcen haben muss. Die räumlichen Möglichkeiten haben nicht alle Praxen.
Einige Kantone rechnen im Moment überhaupt nicht mit den Hausärzten, sondern priorisieren die Impfzentren.
Kleine Praxen werden das nicht schaffen. Das andere sind die personellen Ressourcen. Auch da sind wir natürlich nicht frei. Auch wir Hausärzte haben unsere Einschränkungen, werden aber schauen, wie gut wir uns organisieren können. Dass es einen recht grossen Zusatzaufwand braucht, haben auch die Spitäler realisiert. In einigen Kantonen haben sie ganz klar gesagt, dass sie nicht die Ressourcen haben, um auch noch Impfstrassen aufzubauen.
Es ist also jedem Hausarzt, jeder Hausärztin überlassen, ob er oder sie mitmachen will?
Bei diesen Impfungen gibt es zwei Dinge, die eine Rolle spielen. Das eine sind die Ressourcen. Das andere ist die Strategie des Kantons, weil das Impfen in jedem Kanton anders gehandhabt wird. Die einen Kantone rechnen im Moment überhaupt nicht mit den Hausärzten, sondern priorisieren die Impfzentren. Und andere wie etwa der Kanton Zürich machen zwei Schienen auf: Die eine ist das Impfzentrum. Die andere ist die Impfung der Risikopatienten in den Hausarztpraxen.
Das Gespräch führte Hans Ineichen.