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Mehr Wölfe in der Schweiz Es gibt zu wenig Herdenschutzhunde

Die Nachfrage nach Herdenschutzhunden steigt seit Jahren. Die Ausbildungsbetriebe kommen kaum nach.

In der Schweiz gibt es immer mehr Wölfe. In den bekannten Wolfsgebieten ist das für die Halterinnen und Halter von Nutztieren ein Problem. Sie müssen ihre Tiere vor den Wölfen schützen – eine Möglichkeit ist der Herdenschutzhund. In den Kantonen Graubünden, Tessin, Wallis oder Waadt, wo sich der Wolf ausbreitet, ist die Nachfrage besonders gross.

Ich schlafe besser, wenn meine Schafe durch Hunde geschützt sind.
Autor: Michael Baggenstos Vorstand Verein Herdenschutzhunde Schweiz

Der Einsatz der Herdenschutzhunde beschränke sich aber längst nicht mehr nur auf die typischen Wolfsgebiete, sagt Michael Baggenstos vom Verein Herdenschutzhunde Schweiz: «In den Randgebieten oder Durchzugsgebieten der Wölfe werden vermehrt Herdenschutzhunde eingesetzt.» Baggenstos selbst hat im Waadtland einen Landwirtschaftsbetrieb mit Schafen. Auch dort sind Herdenschutzhunde im Einsatz. «Ich schlafe besser, wenn meine Schafe durch Hunde geschützt sind.»

In den letzten zwei, drei Jahren habe sich die Ausbreitung des Wolfes exponentiell entwickelt, sagt Daniel Mettler von der Beratungszentrale Agridea, die im Auftrag des Bundes die Herdenschutzmassnahmen koordiniert. «Mit dieser Entwicklung ist es nicht einfach, parallel mit der Hundezucht Schritt zu halten.»

Lange Vorlaufzeit

Die Ausbildung der Herdenschutzhunde dauert in der Regel zwei Jahre. Ausserdem sei die Planung des Bedarfs nicht einfach, so Mettler: «Wir können die Hunde nicht auf Vorrat züchten. Die Zuchtbetriebe haben auch ihre Grenzen und können nicht 30 Hunde auf Lager halten.»

Ein junger Herndenschutzhund
Legende: Die Hunde, hier die Rasse Maremmano Abruzzese, müssen erst lernen, Herden zu schützen. Keystone

Die Nachfrage nach Herdenschutzhunden sei gross und das Angebot «relativ knapp», sagt Daniel Mettler von der Beratungszentrale Agridea und relativiert zugleich: «Man muss immer schauen, ob die Bedingungen wirklich erfüllt sind, um Herdenschutzhunde einzusetzen.» In manchen Fällen würden sich die Tierbesitzerinnen und Tierbesitzer zwar einen Herdenschutzhund wünschen, obwohl die vom Bund vorgegebenen Kriterien nicht erfüllt seien. Bei diesen Kriterien geht es einerseits um die Hunderassen, aber auch um die zu bewachenden Tiere.

Nicht alle Hunderassen werden offiziell anerkannt

Sind die Kriterien nicht erfüllt, gibt es vom Bund keine finanzielle Unterstützung. In solchen Fällen kommt oft Elsbeth Jennings ins Spiel. Sie ist Präsidentin im Klub für süd- und osteuropäische Hirtenhunde. Ihre Hunde sind zwar vom Bund nicht als Hirtenhunde anerkannt, dafür sind sie schnell verfügbar: «Bei mir melden sich Leute, die gerne ihre Tiere ab sofort schützen möchten.» Auch sie verzeichnet eine steigende Nachfrage.

SRF 1, 14.09.2021, 16:15 Uhr ; 

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