822 von Gewalt und Ausbeutung betroffene Menschen hat die FIZ Fachstelle Frauenhandel und Frauenmigration im vergangenen Jahr betreut. Das schreibt die Organisation in einer Mitteilung. Das entspreche einer deutlichen Zunahme.
Mitverantwortlich dafür seien das europäische Migrationsregime und die Ausländerpolitik in der Schweiz. Mit dem Ukraine-Krieg zeige sich auch: «Je sicherer die Fluchtrouten und je legaler die Migration, desto weniger Menschen werden Opfer von Menschenhandel», so die Fachstelle.
Am 24. Februar 2022 hatten russische Truppen die Ukraine überfallen, seither ist ein Drittel der ukrainischen Bevölkerung vor Raketenangriffen auf der Flucht. Das entspricht je rund sieben Millionen hauptsächlich Frauen und Kindern im Inland und im europäischen Ausland, darunter in der Schweiz.
Die meisten in der Schweiz ausgebeutet
Doch nicht nur auf der Flucht werden Personen Opfer von Menschenhandel, wie die FIZ betont. Zwei Drittel der von der ihr betreuten Personen wurden in der Schweiz ausgebeutet.
Von den beratenen Migrantinnen war ein Drittel aus Lateinamerika und der Karibik und ein Viertel aus EU- und Efta-Ländern. 35 Prozent waren Sexarbeiterinnen, 23 Prozent Opfer von Gewalt und Ausbeutung in Paarbeziehungen.
Im vergangenen Jahr wurden der FIZ aber nicht nur weibliche, sondern auch vermehrt männliche Opfer von sexueller Ausbeutung zugewiesen. Ebenso kamen mehr Opfer zur Fachstelle, die als Arbeitskräfte ausgebeutet wurden. Die «Schengen-Festung» Europas mache Grenzen unüberwindbar und verunmögliche legale Migration für Menschen aus Drittstaaten, kritisiert die Fachstelle. Das treibe Menschen in eine Abhängigkeit.
Zudem schütze das Dublin-Abkommen die Opfer nicht, sondern schaffe sie zurück in die Gewalt der Täter. Auch das Schweizer Ausländergesetz schütze Opfer von häuslicher Gewalt zu wenig. Denn der Aufenthalt in der Schweiz sei oft an den Verbleib beim Ehepartner gebunden, selbst wenn dieser gewalttätig sei.