- Das Ziel, die Erderwärmung unter 1.5 Grad zu beschränken, könne mit den jetzigen Verpflichtungen nicht erreicht werden, sagte Merkel an einer Rede am WEF in Davos.
- Jedes Land müsse dazu seinen Beitrag leisten. Die EU wolle bis 2050 klimaneutral sein.
- China sieht sie als kommenden Partner in Sachen Klimaschutz.
Das Ziel, die Erderwärmung unter 1.5 Grad zu beschränken, könne mit den jetzigen Verpflichtungen nicht erreicht werden, sagte Merkel. Daher sei klar, dass die gesamte Welt gemeinsam handeln müsse. Leider seien einige Länder bei diesen Bemühungen nicht mehr dabei. Damit sprach sie wahrscheinlich der Austritt der USA aus dem Pariser Klimaabkommen an. Bei diesem hatten sich die Unterzeichner zur Reduktion von CO2-Emissionen verpflichtet. Die USA waren unter Führung von US-Präsident Donald Trump ausgestiegen.
Wir müssen unseren bisherigen Lebenswandel, wie wir ihn seit der Industrialisierung kannten, verlassen.
Für die EU bedeuteten die gesetzten Ziele jedoch, dass der Kontinent bis 2050 klimaneutral sein müsse, so Merkel. «Die meisten Länder der Europäischen Union haben sich bereits zu diesem Schritt verpflichtet», sagte die deutsche Regierungschefin. Merkel sieht die Industrieländer in der Bringschuld. Die Gruppe der 20 grössten Industriestaaten (G20) sei für 80 Prozent der weltweiten Emissionen verantwortlich.
Zusammenarbeit mit China als Chance
Daraus entstehe eine technologische Verpflichtung, betonte Merkel. Nötig sei, unterm Strich keine Treibhausgase mehr auszustossen und nicht vermeidbare Emissionen auszugleichen. Doch bedinge dieser Schritt auch Transformationen «einer gigantischen Art». «Wir müssen unseren bisherigen Lebenswandel, wie wir ihn seit der Industrialisierung kannten, verlassen.»
Wir müssen die Unzufriedenheit der Jugend positiv, konstruktiv aufnehmen.
Grosse Chancen sieht sie in einer Zusammenarbeit mit China beim Klimaschutz. China führe ein Emissionshandelssystem ein, das mit dem europäischen System verknüpft werden könne. China sei auch in Afrika sehr aktiv, sagte Merkel. Die EU und China könnten gemeinsame Massstäbe finden, damit sich afrikanische Länder selbst entwickeln könnten.
«Auf die Jugend hören»
Überhaupt mahnte sie zur Zusammenarbeit. «Wir dürfen uns nicht zurückziehen», sagte sie. Die Welt brauche eine stärkere Zusammenarbeit und keinen Protektionismus.
Die prominentesten Redner am WEF
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Bild 1 von 17. Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel war bereits zum zwölften Mal am WEF in Davos. Bei ihrer Rede mahnte sie zum dringenden Handeln, die Erderwärmung zu stoppen. Dies sei eine Frage des Überlebens und die derzeitigen Instrumente würden dazu nicht ausreichen. Bildquelle: Keystone.
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Bild 2 von 17. Trotz Ausreiseverbots ist Juan Guaidó zum WEF nach Davos gereist. Der selbsternannte venezolanische Interimspräsident hielt vor dem Plenum eine Rede über den Kampf um Demokratie in seiner Heimat. Die Schweiz forderte er auf, den illegalen Goldabbau nicht mehr zu unterstützen. Bildquelle: Reuters.
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Bild 3 von 17. Hongkongs Regierungschefin Carrie Lam nahm in Davos Bezug auf die Situation in der Sonderverwaltungszone. Die Stadt hätte mehrere Krisen zu bewältigen und es sei ihr Job, im Amt zu bleiben, betonte Lam. Es werde ein unabhängiges Komitee gebildet, um die Lage in Hongkong genauer zu untersuchen. Bildquelle: Keystone.
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Bild 4 von 17. Der ukrainische Präsident Selenski wünscht sich, dass sein Land Mitglied der EU wird. Bildquelle: Keystone.
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Bild 5 von 17. Prinz Charles appellierte in seiner Rede an die WEF-Teilnehmer, den Kampf gegen den Klimawandel als Chance auf dem Weg zu einer nachhaltigen Wirtschaft zu sehen. Im neuen Jahrzehnt tun sich seiner Ansicht nach im Zusammenhang mit dem Klimaschutz neue Möglichkeiten am Arbeitsmarkt auf. 2020 sei das Jahr für «Lösungen und praktische Aktion». Bildquelle: Keystone.
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Bild 6 von 17. In einer kurzfristig anberaumten Medienkonferenz am zweiten Tag des WEF forderte US-Präsident Donald Trump die Klima-Aktivistin Greta Thunberg auf, sich um andere Länder als die USA zu kümmern. Bildquelle: Keystone.
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Bild 7 von 17. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat am Mittwoch in ihrer Rede am WEF die Weltgemeinschaft dazu aufgefordert, die grossen Herausforderungen in der Klimapolitik und bei der Digitalisierung gemeinsam anzugehen. «Wir müssen die internationale Führung ausbauen.». Bildquelle: Keystone.
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Bild 8 von 17. Ex-Vizepräsident Al Gore lobt in seiner Rede ausdrücklich die Klimaaktivistin Greta Thunberg. Bildquelle: Keystone.
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Bild 9 von 17. Spaniens Ministerpräsident Pedro Sanchez mahnte die Elite aus Finanzwesen und Politik zur Eile beim Kampf gegen die Erderwärmung: «Der Klimanotstand ist eine Katastrophe, die nicht vor Grenzen halt macht. Wir sind die letzte Generation, die noch wirksam gegen sie angehen kann.» . Bildquelle: Keystone.
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Bild 10 von 17. Während sich am WEF Politiker, Wirtschaftsgrössen und Wissenschaftler austauschen, regt sich am Dienstag in Davos Protest. Rund hundert Friedensaktivisten, Klimademonstranten und Globalisierungsgegner taten ihren Unmut kund – die Demonstration fällt kleiner aus als angekündigt. Bildquelle: Keystone.
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Bild 11 von 17. Neben US-Präsident Donald Trump sind auch dessen Tochter Ivanka Trump und ihr Mann Jared Kushner am WEF. Ivanka Trump soll für ihren Vater für Dienstagabend Insidern zufolge ein Abendessen mit Apple-Chef Tim Cook organisiert haben. Bildquelle: Keystone.
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Bild 12 von 17. «Kämpft gegen den Klimawandel, nicht gegen Iran» – vom 900 Meter über dem Walensee gelegenen Aussichtspunkt Chapf im Bergdorf Amden (SG) lassen Aktivisten der Kampagnenorganisation Campax am WEF-Eröffnungstag ein Banner herunter, um US-Präsident Donald Trump und seinen vorbeifliegenden Helikopter-Konvoi kritisch zu begrüssen. Bildquelle: Screenshot Campax/Petitgregiore.
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Bild 13 von 17. Greta Thunberg hat am Dienstag ihren ersten Auftritt am WEF. Dabei kritisiert sie die aus ihrer Perspektive nach wie vor völlig unzureichenden Massnahmen für den Klimaschutz. Bildquelle: Keystone.
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Bild 14 von 17. Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga warnt in drastischen Worten vor der «drohenden Klimakatastrophe». Bildquelle: Keystone.
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Bild 15 von 17. Für US-Präsident ist die Umwelt in seiner Rede nur ein Nebenschauplatz. Er lobt vor allem die prächtige Entwicklung der Wirtschaft in seinem Land. Bildquelle: Keystone.
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Bild 16 von 17. Klaus Schwab (hier am Vorabend des WEF am 20. Januar) betont in seiner Eröffnungsrede die soziale Verantwortung des Forums. In Davos habe er ein «globales Dorf» schaffen wollen und nun sei er stolz auf die Gemeinschaft, die er im Bündner Bergdorf geschaffen habe. Bildquelle: Keystone.
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Bild 17 von 17. Der pakistanische Premierminister Khan warnt vor der politischen Entwicklung in Indien. Bildquelle: Keystone.
Für die Kritik der Jugend an der aktuellen Klimapolitik findet sie wohlwollende Worte. «Wir müssen die Unzufriedenheit der Jugend positiv, konstruktiv aufnehmen», sagte Merkel. Die Jugend habe einen ganz anderen Lebenshorizont. «Deswegen sind wir zum Handeln aufgefordert.» Die Regierung müsse aber auch Rücksicht nehmen auf ältere Menschen und die Landbevölkerung.
«Geordnete Migration»
Die Kanzlerin verteidigte erneut ihre Entscheidung von 2015, Hunderttausende Flüchtlinge nach Deutschland zu lassen. «Der Fehler war nicht, Menschen aufzunehmen, die vor unseren Türen standen.» Der Fehler habe darin bestanden, nicht «im Vorhinein» dafür zu sorgen, dass die Menschen in ihrer Heimat bleiben können. Mit Blick auf die Lage im Bürgerkriegsland Libyen betonte Merkel, dort dürfe sich nicht wiederholen, was in Syrien geschehen sei. Es dürfe keinen neuen Stellvertreterkrieg geben.
Die EU müsse sich stärker für eine geordnete Migration einsetzen. Dabei gebe es darum, die ärmsten Länder der Welt wie Niger oder Mali in der Sahelzone zu unterstützen. «Europa muss seine Stimme klarer erheben.» Die EU müsse mehr mit Afrika und nicht für Afrika arbeiten.