Sie lösen starken Juckreiz aus und sind für Betroffene extrem lästig: die sogenannten Skabiesmilben – im Volksmund als Krätze bekannt. Seit Beginn des Jahres haben sich die Spinnentiere in der Schweiz verbreitet. Im Kanton Zürich beispielsweise häuften sich im Frühjahr entsprechende Meldungen aus Kindertagesstätten.
Seit Mitte Juni bietet das Kinderspital Zürich deshalb extra Sprechstunden für besonders schwere Fälle an. Zudem gibt es eine Hotline, welche Fragen von Kita-Mitarbeitenden oder Hausärztinnen beantwortet.
Häufig melden sich Familien mit mehreren Kindern.
Gemäss den Verantwortlichen hat sich dieses Angebot ausgezahlt. «Wir konnten die grossen Ausbrüche unter Kontrolle bringen», sagt der leitende Dermatologe Martin Theiler. Im Oktober wurden dem kantonsärztlichen Dienst noch drei Einzelfälle aus Zürcher Kitas gemeldet. «Noch im Frühling waren in sieben bis acht Kitas gleichzeitig viele Kinder von der Hautkrankheit betroffen.»
Die Sprechstunden finden wöchentlich während eines halben Tages statt. Bis zu fünf Familien berät das Kinderspital Zürich so pro Woche. «Häufig sind es Personen, die mehrere Kinder haben», sagt Martin Theiler. Der Grund: Die Milben übertragen sich durch enge und intensive Hautkontakte – beispielsweise, wenn Kinder zusammen spielen.
Gesamten Körper mit Creme behandeln
Die Hautkrankheit zu behandeln, ist für Betroffene anspruchsvoll. Sie müssen unter anderem am ganzen Körper eine spezielle Creme auftragen. Gleichzeitig braucht es spezielle Hygienemassnahmen. «Für Familien mit vielen Kindern ist dies nicht einfach und braucht entsprechende Instruktionen», sagt Theiler.
Laut Theiler melden sich vielfach Menschen mit geringen Deutschkenntnissen. Für sie sei es schwieriger, die genauen Anweisungen zu verstehen. Am Kinderspital Zürich dauern gewisse Krätze-Sprechstunden deshalb bis zu einer Stunde.
In Kinderarztpraxen stünde so viel Zeit hingegen nicht immer zur Verfügung: «Deshalb ist es in der Grundversorgung teilweise schwierig, Betroffene in komplizierten Fällen zu beraten.» Im Auftrag der Zürcher Gesundheitsdirektion entlasten die Sprechstunden am Zürcher Kinderspital deshalb die Haus- und Kinderärzte.
Krätze bei Babys ist anspruchsvoll
Besonders komplex sind Krätze-Fälle bei Säuglingen. Die Babys sind oft stark von der Hautkrankheit betroffen. «Vermutlich hat dies mit ihrer verringerten Abwehr gegenüber den Milben zu tun», sagt Theiler.
Bei Säuglingen kommt hinzu, dass sie häufig engen Körperkontakt zu anderen Familienmitgliedern haben: Eltern, Geschwister, vielleicht sogar Tanten oder Onkel nehmen die Babys auf den Arm und können sich anstecken. «In solchen Situationen ist es deshalb schwierig, die Milben wieder loszuwerden.»
Gewisse Ansteckungen gibt es weiterhin
Während die Sprechstunden nur einmal wöchentlich stattfinden, ist die Krätze-Hotline unter der Woche täglich erreichbar. Bis zu sechs Anfragen sind hier pro Tag jeweils eingegangen. Kitas etwa wollten wissen, wie sie im Verdachtsfall reagieren sollen. Hausärztinnen wiederum fragten nach der Verfügbarkeit von Medikamenten.
Noch bis Ende Jahr sind Hotline und Sprechstunden am Kinderspital Zürich vorgesehen. Danach soll das Angebot enden. Laut Dermatologe Martin Theiler sind Krätze-Ausbrüche zwar nicht ganz zu verhindern. «Ein gewisses Level von Ansteckungen ist in einer Gesellschaft normal.» Aber die Situation habe sich verbessert.