Corina Gantenbein ist eine Ausnahme. Die 40-Jährige macht Karriere im Militär. Einzig ein Prozent aller Angehörigen der Armee sind Soldatinnen. Aktuell zieren ihren Kragen die zwei dicken Balken einer Oberstleutnant und seit kurzem sitzt sie als Präsidentin der Offiziersgesellschaft Obwalden vor. Nur in St. Gallen ist dieser Posten auch von einer Frau besetzt.
Verteidigungsministerin Viola Amherd wünschte sich mehr Frauen wie Corina Gantenbein. Die Verteidigungsministerin hat sich zum Ziel gesetzt, den Frauenanteil im Militär zu erhöhen. Gantenbein erzählt im Interview, was den Plänen der Bundesrätin helfen könnte und weshalb Frauen jeder Kompanie guttun.
SRF News: Wie reagieren die Menschen, wenn Sie von Ihrem Beruf erzählen?
Corina Gantenbein: Mit Erstaunen. Oft höre ich, dass sich die Leute eine Frau im Militär anders vorstellen als mich. Danach beginnen jene, die selbst Militärdienst geleistet haben, aber schnell von ihren eigenen Erfahrungen zu erzählen.
Was ist Ihnen lieber: Wenn die Leute interessiert nachfragen oder wenn sie es als ganz selbstverständlich annehmen, dass Sie als Frau beim Militär arbeiten?
Es wäre langsam aber sicher an der Zeit, dass dies zur Selbstverständlichkeit wird. Für mich selbst ist es schon lange eine, deshalb kann ich die verwunderten Reaktionen nicht mehr wirklich nachvollziehen.
Mussten Sie sich als Frau im Militär besonders beweisen? Oder wurden Sie gar ausserordentlich gut behandelt und gefördert?
In Ansätzen habe ich schon beides erlebt. Allerdings nicht in einem Ausmass, dass man darin ein Muster erkennen könnte. Natürlich sticht man als Frau in einem vorwiegend männlichen Umfeld heraus, was Vor- und Nachteile haben kann. Wenn man gute Leistungen zeigt, fallen diese besonders auf und wenn etwas schiefläuft, fällt dies halt auch mehr auf. Grundsätzlich finde ich, dass eine Frau auch im Militär gleich wie alle anderen behandelt werden soll.
Mehr Frauen im Militär, das hilft auch der Armee. Man weiss aus Studien, dass gemischte Teams bessere Leistung erbringen.
Seit zwei Jahren ist mit Bundesrätin Viola Amherd eine Frau oberste Chefin des Militärs. Wie spüren Sie das?
Die Verteidigungsministerin hat das Thema aufs Parkett gebracht. Man merkt schon, dass nun verstärkt Frauen angeworben werden. Etwa mit Imagekampagnen. Ich hoffe, dass die Strategie der Bundesrätin die eine oder andere Kandidatin motiviert, sich zu melden.
Was müsste sich Ihrer Meinung nach ändern, damit dies funktioniert?
Zuerst muss ich vielleicht präzisieren: Ich will nicht unbedingt, dass auf Biegen und Brechen mehr Frauen ins Militär kommen. Aber: Alle, die sich dafür interessieren und diesen Wunsch hegen, sollten sich um Himmels willen durch nichts davon abbringen lassen und sich dies zutrauen. Das hilft auch der Armee. Man weiss aus Studien, dass gemischte Teams bessere Leistung erbringen.
Als konkrete Massnahme, um den Frauenanteil zu erhöhen, könnte man den Orientierungstag für alle obligatorisch machen. Das wäre eine Chance, den jungen Frauen aufzeigen, welche Optionen die Armee bietet.
Wie sieht es mit der Wehrpflicht für Frauen aus?
Auch das ist eine mögliche Variante. Irgendwo muss man beginnen, wenn man die Gleichstellung fördern will. Recht und Pflicht gehören da zusammen.
Das Gespräch führte Beat Vogt.