- Eine unabhängige Beratungsstelle hat mit knapp 20 Opfern von sexuellem Missbrauch Gespräche geführt.
- Am Dienstag wurden die Ergebnisse präsentiert.
- Die römisch-katholische Kirche im Wallis will künftig besser auf Fälle von sexuellem Missbrauch reagieren.
- Sie entschuldigt sich bei den Opfern für ihre Versäumnisse.
Das Bistum Sitten habe die Opfer aus menschlicher Sicht nicht gut behandelt. Mit einschüchternden Gesprächen, die wenig unterstützend, mühsam und nur oberflächlich geführt worden seien. So steht es im Bericht der Beratungsfirma Victoria Consulting.
Zwei Opfer hätten angegeben, dass das Generalvikariat ihnen davon abgeraten habe, Anzeige zu erstatten. Ein Elternpaar gab zu Protokoll: «Als Eltern haben wir den Eindruck, dass die Kirche uns nicht zuhört. Alle empfangen uns, schreiben uns. Aber niemand unternimmt wirklich etwas.»
«Es sind ziemlich heftige Vorwürfe, die auf einer Reihe von Mängeln und Verfehlungen beruhen», sagt Jean-Marie Lovey, der Bischof von Sitten, gegenüber SRF. Früher habe man gedacht, dass die Zeit die Opfer besänftigen würde.
Als Reaktion auf die Ergebnisse der unabhängigen Beratungsstelle hat das Bistum Sitten einen Aktionsplan angekündigt. So will es den Opfern künftig besser zuhören. Und es will die Präventionsmassnahmen verstärken. Zudem will das Bistum Sitten regelmässig mit Opferschutzverbänden zusammenarbeiten.
«Früher wollte man nur die Kirche schützen»
Es habe ein Paradigmenwechsel stattgefunden, sagt Paul Martone, Mediensprecher des Bistums Sitten. «Früher wollte man immer zuerst die Kirche schützen und es spielte keine Rolle, ob die Menschen dabei zugrunde gehen. Nun steht das Opfer im Mittelpunkt und nicht der Schutz der Kirche.»
Das Bistum Sitten hatte die Untersuchung im Herbst 2023 in Auftrag gegeben, um «den Opfern eine Stimme zu geben», wie es damals hiess. Damit sie ihre Erfahrungen einer unabhängigen und neutralen Struktur anvertrauen können.