Was im aargauischen Birr entsteht, ist gewaltig. Hier wird auf die Schnelle ein Notstromaggregat gebaut, das drohende Stromengpässe in der Schweiz schon diesen Winter überbrücken soll. Acht mobile Turbinen sollen 250 Megawatt Strom erzeugen. Das entspricht etwa zwei Dritteln der Leistung des stillgelegten Kernkraftwerks Mühleberg (BE).
Am Freitag gab das Bundesamt für Energie bekannt, dass die Verträge mit der Lieferfirma General Electric (GE) unterschrieben seien. Die Turbinen werden auf dem Firmengelände der Lieferfirma GE Gas Power in Birr (AG) installiert. Bereits in drei Wochen soll der Baustart erfolgen, bestätigte der Gemeindeammann von Birr, René Grütter, im Interview.
SRF News: René Grütter, das grosse Reservekraftwerk wird in Ihrem Dorf stehen. Wurden Sie vor vollendete Tatsachen gestellt?
Das Kraftwerk ist beschlossene Sache, aber wir sind seit Wochen direkt mit General Electric, den kantonalen Stellen und dem Bund in Kontakt. Es kommt also nicht überraschend.
Für die grosse Öffentlichkeit ist es überraschend. Die acht Turbinen können nicht nur mit Gas betrieben werden, sondern auch mit Öl oder Wasserstoff. Man baut nun einen grossen Öltank. Daneben offenbar aber auch einen Wassertank. Warum?
Wenn sie die Anlage mit Öl betreiben wollen, müssen die Betreiber offenbar Wasser beimischen, damit die Konsistenz anders wird. Ein Baugesuch wurde uns für die nächsten beiden Tage angekündigt.
Klar, es ist kurzfristig.
Es fanden Vorgespräche mit allen Vertretern statt. Klar, es ist kurzfristig. In drei Wochen soll gebaut werden. Wir wissen nicht genau, von wem das Baugesuch kommt. Der spätere Betreiber wird nicht General Electric sein, aber momentan ist die Firma unser Ansprechpartner.
Gibt es Einsprachemöglichkeiten – oder wird in drei Wochen wirklich schon gebaut?
Wir werden das Baugesuch in Empfang nehmen. Dann gelangt es zum Kanton und weiter nach Bern, zum Bund. Es läuft nicht nach herkömmlicher Bauordnung. Wenn man in drei Wochen bauen will, ist ein normales Verfahren nicht möglich.
Der Bund arbeitet eine Verordnung aus. Ob das eine Notverordnung ist, wird noch abgeklärt. Es wäre sicher eine Möglichkeit für den Baustart Anfang Oktober. Das Verfahren läuft auf drei Stufen, Gemeinde, Kanton und Bund.
Es braucht also Notrecht?
Das könnte theoretisch sein. Wenn Sie eine solche Übung im Februar starten wollen, dann können Sie nicht auf allen Stufen wie gewohnt alle befragen und eine Vernehmlassung durchführen. Es ist ein Notkraftwerk, ähnlich einer Notstromgruppe eines Spitals. Das neue Kraftwerk würde nicht tagelang laufen, es wäre für den Notfall gedacht, zur Überbrückung.
Das Gespräch führte Stefan Ulrich.