Seit vier Jahren lässt das deutsche Bundesland Baden-Württemberg den Bodensee in verschiedenen Forschungsprojekten systematisch überwachen. Das letzte Projekt ist seit Ende 2022 abgeschlossen. Die Öffentlichkeit soll schon bald von den Aufnahmen von ganz weit oben profitieren.
Täglich fliegt ein Sentinel-3-Satellit über den Bodensee.
In den letzten 10 bis 15 Jahren wurden immer mehr Satelliten in die Erdumlaufbahn gebracht, mit denen auch kleine Gewässer wie der Bodensee angeschaut werden können. «Täglich fliegt ein Sentinel-3-Satellit über den Bodensee und sammelt Daten», sagt Thomas Wolf. Satelliten mit einer noch besseren Bildauflösung fliegen alle fünf Tage oder seltener über den See zwischen Deutschland und der Schweiz.
Theoretisch hat die ganze Welt Zugriff auf diese Bilder.
Die Daten und Bilder kommen von der europäischen Weltraumorganisation ESA und der amerikanischen NASA. Sie laden diese auf spezielle Plattformen. «Dort hat theoretisch die ganze Welt Zugriff», sagt der Physiker und Projektleiter der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg, Thomas Wolf.
Aussagen zu Temperatur und Algen
Diese vielen Daten haben Thomas Wolf und seine Leute in den letzten Jahren ausgewertet und auch mit den Daten, die man im See selber gemessen hat, verglichen. «So kann man anhand von den Satellitenbildern beispielsweise die Temperatur an der Seeoberfläche bestimmen», sagt Wolf. Man kann sagen, wo es zum Beispiel Algen und folglich Nährstoffe im See hat und wo die Gefahr von Blaualgen droht.
Schnelleres Badeverbot
Dank der Bilder aus dem Weltall soll zeitnah festgestellt werden können, wo ein Bad im See für Hunde oder Menschen gefährlich sein könnte. «Die Satelliten können feststellen, ob da unter Umständen auch die potenziell gefährlichen Blaualgen vorhanden sind», sagt Thomas Wolf.
Mit dem Schiff rausfahren, Wasserproben holen und diese im Labor auswerten, das ist ziemlich aufwändig. Die Wasserproben sind zudem auf wenige Orte im See beschränkt. «Mit den Satellitenbildern sehen wir zudem, was im ganzen See passiert», sagt Thomas Wolf. So kann beispielsweise die Algenverteilung im Umfeld von mehreren Kilometern genau erkannt werden.
Gewappnet sein für Unerwartetes
Der Bodensee wird vielseitig genutzt. Er ist als touristischer Hotspot von grosser Bedeutung und er ist für die Region ein grosser Trinkwasserspeicher. «Es ist deshalb wichtig, den See möglichst gut zu monitoren», ist Wolf überzeugt. So könne schnell erkannt werden, sollte im See eine unerwartete Veränderung eintreten. Das heisst, sollte sich das Wasser verändern oder plötzlich neue Algen auftauchen.
Bis jetzt läuft das baden-württembergische Bodensee-Monitoring nur intern am Institut für Seeforschung in Langenargen. Die ersten Weltalldaten vom Bodensee sollen frühestens nächstes Jahr veröffentlicht werden.
Das Ziel sind schnelle Informationen.
Während der Forschungsprojekte des Landes Baden-Württemberg wurden die Daten erst im Nachhinein ausgewertet. «Das Ziel ist, dass man schon ein paar Stunden, nachdem ein Satellit den See überquert hat, die Informationen ausgewertet hat», sagt Thomas Wolf zur Zukunft.
Mittel- bis langfristig sollen die Daten aus Deutschland der breiten Öffentlichkeit zur Verfügung stehen – auch in der Schweiz. Diese kann dann sehen, wie die aktuelle Gewässerqualität ist und wo der Bodensee wie warm ist.