Stefan Weisskopf, Fabian Engeler, Pascal Frick und Pierre Lippuner sind die Köpfe hinter «Frantic». Das Kartenspiel aus St. Gallen erschien 2015 und wurde zum Überraschungserfolg. Die Spielregeln erinnern an den Weltbestseller «Uno». Es geht auch darum, sich seinen Karten schnellstmöglich zu entledigen. Es gibt aber diverse Spezialkarten, mit denen sich die Spieler das Leben schwer machen können. Kleine Hinterhältigkeiten sind das Merkmal des Spiels.
In der Schweiz sind bereits über 100'000 Exemplare verkauft worden, weltweit seien es gar gegen 200'000, erklären die Spielerfinder. Beim grössten Schweizer Onlinehändler Digitec Galaxus führt «Frantic» derzeit die Liste der beliebtesten Spiele an, vor «Uno».
«Trotzdem», sagt Pascal Frick, «leben kann man nicht davon, es reicht aber, dass wir alle mittlerweile 10 Prozent in unserer Firma arbeiten und uns einen kleinen Lohn auszahlen können.»
Im Spielemarkt zeigen die Zahlen steil nach oben. Den Verkaufszuwachs an Gesellschaftsspielen im Jahr 2020 bezeichnet Alex Hämmerli, Sprecher von Digitec Galaxus, als «beispiellos.» Plus 270 Prozent seien es bei ihnen gewesen. In diesem Jahr liegt der Zuwachs aktuell bei 23 Prozent.
Schweizweiter Trend
Auch beim Spielwarenverband Schweiz beobachtet man diesen Trend. Im letzten Jahr ist der Gesamtumsatz im Schweizer Spielwarenmarkt mit 515 Millionen Franken auf einen Rekordwert geklettert. Puppen, Actionfiguren, Spielklötze, aber eben auch Gesellschaftsspiele und Puzzles fanden reissenden Absatz.
«Die Gruppe der Spiele und Puzzles machen 15 Prozent des Umsatzes aus», sagt Sandro Küng vom Schweizer Spielwarenverband. Auch für dieses Jahr erwartet er deutlich mehr Umsatz. «Bei der Kategorie Spiele und Puzzles ist der Zuwachs bis jetzt am stärksten.» In den ersten drei Quartalen sei diese Kategorie um knapp 33 Prozent gewachsen. «Das ist schon enorm», so Küng.
Bei der Kategorie Spiele und Puzzles ist der Zuwachs bis jetzt am stärksten.
Die Pandemie spiele sicher eine Rolle. Weniger Reisen, weniger an Veranstaltungen gehen, mehr zu Hause sein. «Daheim mit der Familie sein bekommt wieder einen neuen Wert, Unterhaltung konsumieren, aber nicht am Fernsehen oder beim Gamen», das sei wahrscheinlich die Erklärung für den Boom.
Auch Entwicklung könnte Nachfrage befeuert haben
Auch die «Frantic»-Erfinder haben sich ihre Gedanken gemacht, wieso Spielen derart beliebt ist. Stefan Weisskopf vermutet, dass es mit einer Gegenbewegung zu Videospielen zu tun hat. Statt allein vor dem Rechner zu sitzen, würden viele wieder gerne zusammen sein vor Ort. «Da bieten sich analoge Spiele sehr an», glaubt Weisskopf.
Pascal Frick findet, Gesellschaftsspiele seien eine Ergänzung zu Computergames. Doch die Spielkultur sei früher nicht so anerkannt gewesen wie heute. «Gleichzeitig hat sich auch der Spielemarkt entwickelt, es kommen sehr viele Spiele für ganz verschiedene Zielgruppen raus.»
Kürzlich haben die vier Spieleentwickler ihr drittes Spiel herausgebracht. Mit «Jetriko» wollen sie nun an den Erfolg von «Frantic» anknüpfen.
Auch wenn der Spielemarkt wächst, man habe bei der Veröffentlichung des neuesten Werks nicht darauf geachtet, versichert Pascal Frick. Man nehme sich Zeit für ein neues Spiel, bis es funktioniere und gut sei. «Es ist nicht so, dass es jetzt veröffentlicht werden muss, nur weil sich Spiele gut verkaufen», sagt Frick, das sei nicht ihr Ziel.