Vor gut vier Monaten wurde Angela Rosengart von einer Journalistin auf mögliche Raubkunst in ihrer Sammlung angesprochen. Das kam gar nicht gut an: Die Kunstsammlerin zog das Interview mit dem Luzerner Kulturmagazin «041» zurück. Die Frage war aber legitim: Unklarheiten rund um die Sammlung Bührle im Kunstmuseum Zürich hatten das Thema aufs Parkett gebracht.
Trotzdem scheint der Gedanke von Raubkunst in der Sammlung Rosengart ziemlich abwegig. Angela Rosengarts Vater, Siegfried Rosengart, der den Grundstein zur Sammlung gelegt hatte, hatte selbst jüdische Wurzeln. Es mutet zynisch an, dass er mit Bildern gehandelt haben soll, die Juden während des Holocaust aus Not verkaufen mussten.
Bilder im Museum wahrscheinlich sauber
Und schwebt der Vorwurf seit längerem im Raum. Seit der Historiker Thomas Buomberger in einer Studie über Raubkunst zwei Bilder erwähnte, die durch die Hände Siegfried Rosengarts gewandert sind: «Landschaft mit Klippen» von Gustave Courbet und «Stillleben mit Pfirsichen» von Georges Braque.
Nun wurde die Stiftung Sammlung Rosengart selbst aktiv. Zum 20-Jahr-Jubiläum des Museums lässt sie ihre Bilder untersuchen. Auch Angela Rosengart spricht mittlerweile darüber, wir treffen sie im Museum zum Gespräch. «Von den Bildern, die hier hängen, ist keines auch nur irgendwie fragwürdig», sagt sie. Die Werke seien seit 20 Jahren öffentlich ausgestellt und in Katalogen abgedruckt worden. «Alle, die nach Raubkunst suchen, wären auf uns zugekommen.» Ausserdem hätte sie viele der Werke bei den Künstlern persönlich gekauft: bei Pablo Picasso oder Paul Klee etwa. Von letzterem stammen auch einige aus dem Nachlass.
Recherchieren in Werkverzeichnissen
Genauere Abklärungen brauche es bei den etwas älteren Bildern im Privatarchiv, bei jenen, die in den Jahren 1900 bis 1930 gemalt wurden. Diese hätten während der Nazizeit geraubt und durch den Kunsthandel geschleust werden können.
Von den gut 350 Bildern in der Sammlung müssen etwa zwei Dutzend besonders genau unter die Lupe genommen werden. Konkret betrifft es Werke von Impressionisten und Spätimpressionisten wie Monet, Cézanne oder Pissarro. «Es wird nun recherchiert in den Werkverzeichnissen der Künstler, in Auktionskatalogen und in Kunstbüchern», so Angela Rosengart.
Das habe etwas von Detektivarbeit. «Es kann packend sein wie ein Kriminalroman.» Diese sogenannte Provenienzforschung machen Expertinnen und Experten aus der Schweiz. Bis Ende Jahr solle die Untersuchung abgeschlossen sein. Zertifiziert würden die Ergebnisse dann von der Kunsthistorikerin Laurie A. Stein aus New York. «Auf ihr Urteil müssen wir uns verlassen können. Sie hat ein enormes Wissen», meint Rosengart.
«Vertraue auf moralische Integrität»
Bis jetzt hätte die Provenienzforschung noch nichts Auffälliges entdeckt und auch sonst seien keine speziellen Geschichten ausgegraben worden. Rosengart: «Von Paul Klee wurde jedes einzelne Werk aufgearbeitet. Wirklich Aufregendes haben wir dabei nicht gelernt.»
Auch Stiftungsrat Karl Bühlmann geht nicht davon aus, dass noch etwas auftaucht: «Ich vertraue auf die moralische Integrität der Familie Rosengart.» Und er fügt ein Beispiel an: Das Stillleben von Braques, das in der Studie von Thomas Buomberger erwähnt wurde, habe Siegfried Rosengart dem Verkäufer sofort zurückverkauft, als herauskam, dass es wahrscheinlich Raubkunst ist.