Die Diskussion um die Sammlung Bührle im Kunsthaus geht weiter: Das Zürcher Stadtparlament hat zwei weitere Forschungen in Zusammenhang mit dem Waffenhändler in Auftrag gegeben.
Die eine Forschungsarbeit, welche der Stadtrat nach dem Entscheid des Parlaments durchführen lassen wird, betrifft das «Marienheim» in Dietfurt SG, eine Spinnerei, die dem Waffenhändler und Kunstsammler Emil Bührle gehörte und von Ingenbohler Schwestern geführt wurde.
Fürsorgebehörden aus der ganzen Deutschschweiz, darunter auch jene der Stadt Zürich, sollen dort mindestens 300 minderjährige Mädchen gegen ihren Willen untergebracht haben. Die Arbeit in der Spinnerei soll faktisch Zwangsarbeit gewesen sein, obwohl diese in der Schweiz damals schon verboten war.
Die zweite Forschungsarbeit betrifft die Maschinenfabrik Velten GmbH Ikaria in Deutschland, in der Frauen aus Polen, Russland, Frankreich, Deutschland, Rumänien, Ungarn und Lettland unter Zwangsarbeit Flügelkanonen herstellen mussten. Die meisten von ihnen waren Jüdinnen, Sinti und Roma.
Weil diese Flügelkanonen von Bührle entwickelt worden waren, flossen pro verkaufter Kanone zehn Prozent direkt an Bührle. Dies soll dem Kunstsammler zwischen 1941 und 1944 rund 870'000 Franken eingebracht haben. Mit diesem Geld soll er zahlreiche Werke gekauft haben, die heute im Erweiterungsbau des Kunsthauses ausgestellt sind.