In der Schweiz sind laut dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) bis dato 20 Fälle der indischen Coronavirus-Variante nachgewiesen worden. Vor allem in Genf wurden mehrere Ansteckungen registriert. Die indische Variante gilt als aggressiv und resistent. Infektiologin Pauline Vetter erklärt, welche Möglichkeiten es zur Eindämmung gibt.
SRF News: Die indische Variante ist in der Schweiz angekommen. Überrascht Sie das?
Pauline Vetter: Nein, das überrascht uns nicht. Denn Virusvarianten machen nicht an der Grenze halt. Wichtig ist, dass man sie rasch entdecken kann. Das machen wir hier, in dem wir die Virusvarianten sequenzieren. Das tun wir im Rahmen eines nationalen Überwachungsprogramms.
Wir haben heute noch keine Daten zur Schwere der Krankheitsverläufe mit der indischen Virusvariante.
Was bedeutet die Ankunft des indischen Virus?
Die indische Virusvariante ist da. Wir konnten bisher rund 15 Fälle entschlüsseln. Es handelt sich dabei um Community-Übertragungen. Das heisst, es sind nicht nur Reisende, die sich mit der indischen Variante infiziert haben, sondern auch Personen, die sich in der Region Genf angesteckt haben. Wahrscheinlich ist es sogar nur ein kleiner Teil aller Fälle, den wir sehen, weil wir beispielsweise Schnelltests nicht sequenzieren.
Die indische Virusvariante soll leichter übertragbar sein als die bisherigen Varianten. Ist sie auch gefährlicher?
Wir haben heute noch keine Daten zur Schwere der Krankheitsverläufe mit der indischen Virusvariante. Was man aus Indien weiss, ist schwer auf die Schweiz zu übertragen: Die Daten sind unvollständig, und man kann die Gesundheitssysteme nicht miteinander vergleichen.
Es kann sein, dass man eine dritte Impfdosis dieser Virusvariante anpassen muss.
Fakt ist, die Virusvariante zirkuliert in Genf. Als Reaktion wurde das Contact-Tracing verstärkt. Reicht das, um die Ausbreitung zu verlangsamen?
Man kann noch mehr machen, um die indische Variante zu bremsen – so viele Leute impfen wie möglich. Die ersten Studien zur Wirkung der Vakzine sind ermutigend: Es sind zwar erst In-Vitro-Labor-Tests, aber sie zeigen, dass die RNA-Impfstoffe, die wir in der Schweiz haben, auch gegen die indische Virusvariante funktionieren.
Eine dritte Impfdosis für die indische Virusvariante könnte es aber trotzdem geben?
Es ist möglich, dass das nötig wird. Es kann auch sein, dass man eine dritte Impfdosis dieser Virusvariante anpassen muss. Aber wie gesagt, was man bis jetzt sieht, ist beruhigend – nämlich, dass die Impfstoffe grundsätzlich auch gegen die indische Virusvariante wirken dürften.
Das Interview führte Felicie Notter.