Die Schweiz hat erstmals seit 1991 wieder eine Botschaft in Bagdad. Die Schweizer Vertretung in der irakischen Hauptstadt ist am Dienstag wiedereröffnet worden. Als Grund nennt das Aussendepartement insbesondere die verbesserte Sicherheitslage.
Irak stehe am Anfang einer wirtschaftlichen Entwicklungsphase und spiele als Brückenbauer und Vermittler zunehmend eine wichtige Rolle in der Region, schrieb das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) in einer Mitteilung.
Die Botschaft in Bagdad übernimmt den Angaben zufolge vor allem politische und diplomatische Aufgaben. Für konsularische Angelegenheiten und Visa-Anfragen bleibt die Botschaft in der jordanischen Hauptstadt Amman zuständig.
Sicherheitslage hat sich verändert
Im Alltag der Menschen spüre man diese veränderte Sicherheitslage und die Aufbruchstimmung deutlich, sagt SRF-Nahostkorrespondent Thomas Gutersohn. Bagdad hat einen grossen Anteil einer jungen Bevölkerung dank hoher Geburtenrate und Zuwanderung.
«Diese Jugend erlebt die friedlichste Zeit ihres Lebens in Irak. Sie will die alten Lasten, die Kriege hinter sich lassen und sich auf die Zukunft und die Wirtschaft konzentrieren.» Dies spiegele sich in der aufkommenden Start-up-Szene wider, die mit innovativen Ideen und neuen Technologien den Markt in Bagdad belebe.
Neben der verbesserten Sicherheitslage spielen auch wirtschaftliche Überlegungen eine wichtige Rolle für die Rückkehr der Schweiz nach Bagdad. Der Irak verfügt über immense Energieressourcen, insbesondere Öl, die das Land für internationale Unternehmen attraktiv machen. Langfristig gesehen bieten sich für Schweizer Unternehmen dadurch interessante Export- und Investitionsmöglichkeiten. Ein ambitioniertes Projekt des Iraks ist die «Strasse der Entwicklung», ein geplanter Handelskorridor, der Güter vom Persischen Golf quer durch den Irak und die Türkei nach Europa transportieren soll.
Trotz dieser vielversprechenden Pläne bleibt das Problem der Korruption ein Hindernis für die Umsetzung solcher Projekte. «Gerade im Bauwesen und bei der Vergabe von öffentlichen Aufträgen ist die Korruption nach wie vor ein grosses Problem», sagt Gutersohn.
Schweiz priorisiert Migrationszusammenarbeit
Eine weitere Priorität für die Schweiz sei die Zusammenarbeit im Bereich der Migration, schreibt das EDA. Letztes Jahr sind über 200 Iraker freiwillig aus der Schweiz in ihre Heimat zurückgekehrt. Eine Rückkehr bleibt für viele unsicher, besonders in ländlichen Gebieten im Norden des Landes, wo Konflikte weiterhin anhalten.
«An vielen Kontrollposten der Armee wird immer noch genau kontrolliert. Man muss von Fall zu Fall entscheiden, ob jemand zurückkann oder nicht», sagt der Nahostkorrespondent.
Die Sicherheitslage im Land ist zwar besser, gleichzeitig bleibt sie vielerorts labil. Zudem lassen die politischen Spannungen im Nahen Osten nicht nach. «Im Zuge des Gazakrieges ist ein flächendeckender Krieg, der mehrere Länder betrifft, nach wie vor nicht auszuschliessen», erklärt Thomas Gutersohn.
Dennoch gebe es in Irak Anzeichen für eine positive Entwicklung: «Die Menschen sind wachsam und entschlossen, eine Wiederholung der düsteren Zeiten, als der IS den Norden des Landes kontrollierte, zu verhindern.»