Bis Anfang Februar können sich Grüne melden, die sich fürs Parteipräsidium interessieren. Offiziell getan hat das bislang noch niemand. Viele Grüne sagen, dass sie diese Option prüften, darunter die Zürcherin Marionna Schlatter oder Bundesratskandidat Gerhard Andrey.
Viele in der Partei wünschen sich eine Frau an der Spitze, mindestens als Teil eines Co-Präsidiums. Nicht wenige wollen auch die Westschweiz besser einbinden. Denn ein relativ grosser Teil der Fraktion kommt von dort.
Für viele eine Wunschlösung
Immer wieder genannt werden daher Nicolas Walder aus Genf und Raphaël Mahaim aus der Waadt. Obwohl beide Interesse bekunden, zögern sie. Grund dafür dürfte auch Lisa Mazzone sein. Die 35-jährige Genferin gilt parteiintern als politisches Ausnahmetalent. Doch im Herbst wurde Mazzone aus dem Ständerat abgewählt.
Sie ist eine ausserordentlich gute Politikerin, die eine Seltenheit in der Schweiz sein könnte.
Dennoch wird sie intensiv umworben, wie Gespräche mit Grünen auf Bundes- und Kantonsebene zeigen. Nicolas Walder sagt offen, er werde wohl nicht kandidieren, sollte sie sich für das Amt anbieten – nicht aus Angst, aber weil Mazzone für viele Grüne eine Wunschlösung wäre.
Eine grosse Unterstützerin von Lisa Mazzone ist die Baslerin Sibel Arslan. Auch sie könne sich das Präsidium vorstellen, aber Mazzone hätte sie dort lieber. «Sie ist eine ausserordentlich gute Politikerin, die eine Seltenheit in der Schweiz sein könnte.» Schnell in der politischen Analyse, mehrsprachig und fähig, Mehrheiten für grüne Anliegen zu schmieden. So ein Talent müsse die Partei binden, sagt Arslan.
Kein Mandat in Bern? Eigentlich keine Option, nur...
Parteipräsidentinnen ohne Mandat in Bern sind jedoch unüblich. Der Aufwand ist grösser, an den Dossiers dranzubleiben und Medienpräsenz zu erhalten. Mazzone könnte in den Kommissionen nicht mitreden, hätte keine Redezeit im Parlament. Normalerweise keine Option, mit Mazzone könne es aber funktionieren, so der Tenor bei den Grünen, die auf eine Anfrage reagieren.
«Lisa Mazzone ist für mich absolut denkbar», sagt der Waadtländer Raphaël Mahaim. Es mache es zwar nicht einfacher, wenn man als Präsidentin nicht im Parlament ist, sagt auch die Tessiner Nationalrätin Greta Gysin. Aber es sei grundsätzlich nicht unmöglich. «Für Mazzone wäre es trotz gewisser Nachteile und Schwierigkeiten kein Problem.»
Eine lange Verpflichtung
Die grosse Unterstützung für eine Kandidatur Mazzones, trotz Wahlniederlage und noch bevor sie eine Kandidatur erklärt hat, zeigt, welchen Status sie in ihrer Partei geniesst. Man traut ihr zu, den Turnaround nach der Wahlniederlage zu schaffen, auch von aussen. Denn gerade einer Partei ohne Bundesratssitz könne die Arbeit in den Sektionen, die politische Bodenarbeit also, auch mit einer Präsidentin ausserhalb des Bundeshauses gelingen.
Allerdings: Mazzone würde sich mit dem Amt langfristig verpflichten. Wird sie in vier Jahren wieder in den Nationalrat gewählt, entschiede sie sich bis 2031 für die Politik. Doch will sie das, so kurz nach ihrer Abwahl? Auf Anfragen von SRF hat Mazzone nicht reagiert. Aus ihrem Umfeld aber heisst es, die Genferin mache sich genau diese Überlegungen. Definitiv über das Präsidium entscheiden wird die Delegiertenversammlung der Grünen Anfang April.