Ein Mann an der Parteispitze: Das wird es bei den Grünen wohl nicht mehr geben. Egal, mit wem man spricht: Die Grünen wollen ein Co-Präsidium. Macht teilen entspreche ganz der grünen DNA, sagt Nationalrätin Katharina Prelicz-Huber: «Wunderschön geteilte Macht könnte bedeuten: Romandie und Deutschschweiz, ein Mann und eine Frau, verschiedene Generationen – all das würde gut zu den Grünen passen.»
Es gibt erste Nationalrätinnen, die Lust haben auf ein Co-Präsidium. Marionna Schlatter zum Beispiel erklärt, dass «ich mir das gut überlegen werde, wie viele andere auch.» Als frühere Präsidentin der Zürcher Grünen habe sie Erfahrung – auch im Umgang mit Wahlniederlagen. «Als Präsidentin habe ich eine grosse Niederlage und einen grossen Erfolg der Grünen im Kanton Zürich miterlebt.» Schlatter ist überzeugt, dass es wieder aufwärtsgehen wird.
An Köpfen fehlt es nicht
Motiviert ist auch die jetzige grüne Vizepräsidentin, Sibel Arslan. Die Baslerin überlegt sich anzutreten und will die Alltagssorgen der Menschen stärker gewichten: «Nebst den klimapolitischen Themen sind es die Alltagsthemen, die uns alle betreffen: Mieten, Krankenkassenprämien, die Demokratie. Diese Inhalte müssen wir auch in den Vordergrund rücken.»
Glättli-Nachfolge: Wer kommt infrage?
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Bild 1 von 6. Aline Trede. Wird die Fraktionschefin und wiedergewählte Berner Nationalrätin ab April 2024 vermehrt im Rampenlicht stehen? (28.10.23). Bildquelle: KEYSTONE/Anthony Anex.
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Bild 2 von 6. Gerhard Andrey. Oder ist es ein Bundesratskandidat und ebenfalls wiedergewählter Nationalrat aus Freiburg? Dagegen spricht Glättlis Äusserung, dass seine Nachfolge jünger und weiblicher sein solle. Andrey wäre etwas jünger. (09.03.23) . Bildquelle: KEYSTONE/Alessandro della Valle.
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Bild 3 von 6. Marionna Schlatter. Womöglich passt da dem scheidenden Präsidenten die Zürcher Nationalrätin Marionna Schlatter (wiedergewählt) etwas besser. Oder vielleicht … (26.03.22) . Bildquelle: KEYSTONE/Christian Merz.
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Bild 4 von 6. Sibel Arslan. … eine Nationalrätin (mittig, wiedergewählt) aus dem Kanton Basel-Stadt? Oder doch … (27.10.23). Bildquelle: KEYSTONE/Peter Klaunzer.
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Bild 5 von 6. Florence Brenzikofer. ... die Grüne-Nationalrätin des Kantons Basel-Landschaft? (21.09.23). Bildquelle: KEYSTONE/Alessandro della Valle.
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Bild 6 von 6. Franziska Ryser. Die wiedergewählte St. Galler Nationalrätin hätte ebenfalls Ambitionen als Glättli-Ersatz. Allerdings erwartet sie bald ein Kind. Bildquelle: KEYSTONE/Christian Merz.
In der Deutschschweiz überlegt sich auch die Aargauer Nationalrätin Irène Kälin eine Kandidatur. Noch nicht geäussert hat sich Vizepräsidentin Franziska Ryser. Und wer tritt als möglicher Co-Präsident aus der Romandie an? Zur Verfügung stellt sich heute bereits Vizepräsident Nicolas Walder aus Genf. Es sei wichtig, dass die Romandie an der Führung beteiligt sei, sagt er. «Sensibilitäten und Kultur sind sehr unterschiedlich. Ein Co-Präsidium aus beiden Landesteilen würde helfen, das Land besser abzudecken.»
Wir müssen vor allem die Vielfalt unserer Politik hervorheben, damit vermittelt werden kann, wofür wir alles stehen.
Köpfe also haben die Grünen – und auch solche, die an die Parteispitze wollen. Nur: Wohin soll die Partei steuern? Breiter werden bei den Themen, das wünschen sich verschiedene Grüne – auch der Freiburger Nationalrat Gerhard Andrey. «Wir müssen vor allem die Vielfalt unserer Politik hervorheben, damit vermittelt werden kann, wofür wir alles stehen. Denn es gibt verschiedene Tendenzen in der Partei», sagt der Unternehmer Andrey, einer vom eher pragmatischen Flügel.
Andrey ist zurzeit auf einer anderen Mission für die Grünen: In einem Monat tritt er als Kampfkandidat für den Bundesrat an – mit sehr geringen Erfolgschancen. Ob er sich danach auch um die Parteispitze bewirbt, lässt Andrey heute offen.