Ein Mann an der Parteispitze: Das wird es bei den Grünen wohl nicht mehr geben. Egal, mit wem man spricht: Die Grünen wollen ein Co-Präsidium. Macht teilen entspreche ganz der grünen DNA, sagt Nationalrätin Katharina Prelicz-Huber: «Wunderschön geteilte Macht könnte bedeuten: Romandie und Deutschschweiz, ein Mann und eine Frau, verschiedene Generationen – all das würde gut zu den Grünen passen.»
Es gibt erste Nationalrätinnen, die Lust haben auf ein Co-Präsidium. Marionna Schlatter zum Beispiel erklärt, dass «ich mir das gut überlegen werde, wie viele andere auch.» Als frühere Präsidentin der Zürcher Grünen habe sie Erfahrung – auch im Umgang mit Wahlniederlagen. «Als Präsidentin habe ich eine grosse Niederlage und einen grossen Erfolg der Grünen im Kanton Zürich miterlebt.» Schlatter ist überzeugt, dass es wieder aufwärtsgehen wird.
An Köpfen fehlt es nicht
Motiviert ist auch die jetzige grüne Vizepräsidentin, Sibel Arslan. Die Baslerin überlegt sich anzutreten und will die Alltagssorgen der Menschen stärker gewichten: «Nebst den klimapolitischen Themen sind es die Alltagsthemen, die uns alle betreffen: Mieten, Krankenkassenprämien, die Demokratie. Diese Inhalte müssen wir auch in den Vordergrund rücken.»
In der Deutschschweiz überlegt sich auch die Aargauer Nationalrätin Irène Kälin eine Kandidatur. Noch nicht geäussert hat sich Vizepräsidentin Franziska Ryser. Und wer tritt als möglicher Co-Präsident aus der Romandie an? Zur Verfügung stellt sich heute bereits Vizepräsident Nicolas Walder aus Genf. Es sei wichtig, dass die Romandie an der Führung beteiligt sei, sagt er. «Sensibilitäten und Kultur sind sehr unterschiedlich. Ein Co-Präsidium aus beiden Landesteilen würde helfen, das Land besser abzudecken.»
Wir müssen vor allem die Vielfalt unserer Politik hervorheben, damit vermittelt werden kann, wofür wir alles stehen.
Köpfe also haben die Grünen – und auch solche, die an die Parteispitze wollen. Nur: Wohin soll die Partei steuern? Breiter werden bei den Themen, das wünschen sich verschiedene Grüne – auch der Freiburger Nationalrat Gerhard Andrey. «Wir müssen vor allem die Vielfalt unserer Politik hervorheben, damit vermittelt werden kann, wofür wir alles stehen. Denn es gibt verschiedene Tendenzen in der Partei», sagt der Unternehmer Andrey, einer vom eher pragmatischen Flügel.
Andrey ist zurzeit auf einer anderen Mission für die Grünen: In einem Monat tritt er als Kampfkandidat für den Bundesrat an – mit sehr geringen Erfolgschancen. Ob er sich danach auch um die Parteispitze bewirbt, lässt Andrey heute offen.