Die Frauen gehören nach den Wahlen im Kanton Obwalden zu den grossen Verliererinnen. Der Frauenanteil im Obwaldner Kantonsrat ist von 25 Prozent auf 16 Prozent gefallen. Gerade einmal neun Frauen sitzen künftig im Parlament und können politisch mitreden. Das ist der geringste Frauenanteil seit 1990. An Bewerberinnen fehlte es nicht. Gut ein Drittel der Listenplätze war von Frauen besetzt. Allerdings: Keine einzige neue Kandidatin wurde gewählt.
Vor allem SP und CSP hatten viele Kandidatinnen aufgestellt, aber genau diese beiden Parteien haben Sitze verloren. Das schlechte Abschneiden der Frauen bei den Wahlen in Obwalden gibt aber auch den bürgerlichen Parteien zu denken. Carola Weiss, Co-Präsidentin der FDP-Obwalden, findet es schade, gibt sich aber auch selbstkritisch: «Die FDP und die SVP treten immer noch mit einem geringeren Frauenanteil an.» Dies zu ändern, daran müsse weiterhin gearbeitet werden, sagt Weiss. «Deshalb haben wir in Obwalden 2018 die FDP-Frauen gegründet.»
«Frauen müssen sich überparteilich engagieren»
Das allein reiche nicht, sagt die Berner GLP-Nationalrätin Kathrin Bertschy. Sie ist Co-Präsidentin von «alliance F» und Projektträgerin der überparteilichen Kampagne «Helvetia ruft», die sich für mehr Frauen in der Politik einsetzt. «Frauen müssen sich überparteilich engagieren», sagt sie. «Wenn Frauen aller Parteien sagen, dass es mehr Frauen in den Parlamenten braucht, stärkt es das Anliegen.» Das zeige auch das Wahlergebnis des Nachbarkantons von Obwalden. Im Kanton Nidwalden haben Frauen aus allen Parteien mit «Helvetia ruft» zusammengespannt.
Wenn Frauen aller Parteien sagen, dass es mehr Frauen in den Parlamenten braucht, stärkt es das Anliegen
«Die Frauen haben in ihren Parteien früh Druck gemacht, dass mehr Frauen auf die Liste kommen und dass sie gute Listenplätze bekommen». Mit Erfolg: Im Parlament konnten die Frauen einen Sitz zulegen – der Frauenanteil liegt nun bei knapp 27 Prozent. Das ist allerdings immer noch deutlich unter dem schweizerischen Schnitt von 32 Prozent. Aber: In der Nidwaldner Regierung sind neu drei von sieben Sitzen mit Frauen besetzt. Das sind so viele wie sonst nirgendwo in der Zentralschweiz.
Kein Gradmesser für kommende Wahlen
Es sei nach wie vor keine Selbstverständlichkeit, dass Frauen zu gleichen Teilen wie die Männer politische Entscheide treffen. Das zeigten die Wahlen in Ob- und Nidwalden, sagt Kathrin Bertschy. Die beiden Kantone seien aber zu klein, damit sie als Gradmesser für kommende Wahlen, wie in den Kantonen Bern, Graubünden oder Zug, gelten könnten.
Ob die Wahlen am 27. März im Kanton Bern für die Frauenvertretung gut herauskomme, stehe und falle mit der Gestaltung der Liste in den verschiedenen Wahlkreisen, sagt Kathrin Bertschy und hält fest: «Ohne eine gute Vertretung auf der Liste und ohne gute Listenposition ist es sehr schwierig, dass es klappt.»