In der Zentralschweizer Fussballwelt liegt einiges im Argen, seit FCL-Präsident und Mehrheitsaktionär Bernhard Alpstaeg angekündigt hat, die Clubleitung entlassen zu wollen. Der Verwaltungsrat wehrt sich mit allen juristischen Kniffs, der Fall beschäftigt Anwälte und Gerichte. Und er treibt die Fans auf die Barrikaden: Sie sehen in Alpstaeg einen despotischen Alleinherrscher und fordern eine Abkehr des Mehrheitsaktionärs-Modells. Der FC Luzern soll in der Region breiter abgestützt werden.
In St. Gallen haben tausende Fans Aktien
Ein Blick auf die höchste Fussball-Liga der Schweiz zeigt, was den FCL-Fans als Vorbild vorschwebt: die Struktur des FC St. Gallen unter Präsident Matthias Hüppi. 49.6 Prozent der Aktien gehören dort der FC St. Gallen Event AG. Die Anteile sind auf zehn Schultern verteilt, allesamt Unternehmer aus der Ostschweiz. Die restlichen Aktien gehören tausenden von Kleinaktionären.
Alleine bei der jüngsten Aktienkapitalerhöhung um gut 5 Millionen Franken hat der FC St. Gallen über 10'000 neue Aktionäre dazugewonnen. Das heisst: Eine Übernahme durch einen Investor ist kein Thema. Fans haben ein grosses Mitspracherecht.
In Basel war der Konflikt ähnlich wie in Luzern
Doch St. Gallen ist eine Ausnahme. In vielen Fussballclubs hat es in den vergangenen Jahren gekracht im Gebälk; häufig aus ähnlichen Gründen wie aktuell beim FC Luzern. So zum Beispiel beim FC Basel ab 2017.
Damals steigt Medienunternehmer Bernhard Burgener mit rund 90 Prozent Aktienanteil in die FC Basel Holding AG. Der erfolgsverwöhnte FCB beginnt bald darauf, sportlich zu straucheln, auf dem Platz gelingt ihm nicht mehr viel – und neben dem Platz macht sich Vereinspräsident Burgener bei den Fans unbeliebt. Etwa, weil er mit dem Verein ins E-Sport einsteigen und so zusätzliche Einnahmen generieren will. Aus Frust formiert sich die Fanbewegung «Yystoo für e FCB». Sie erhält zusätzlichen Zulauf, als Gerüchte laut werden, Burgener wolle eine Investitionsfirma aus London ins Boot holen.
Ruhe kehrt erst 2021 ein, als Minderheitsaktionär David Degen Burgeners Aktien und das Vereinspräsidium übernimmt. Sportlich und finanziell sieht es für den Club zwar weiterhin durchzogen aus. Doch als ehemaliger Spieler des FCB geniesst Degen eine hohe Glaubwürdigkeit bei den Fans – die Angst vor einem ausländischen Investor ist vorerst verschwunden.
Bei GC sind Investoren aus China am Drücker
Beim Grasshoppers Club Zürich dagegen sind die ausländischen Investoren bereits angekommen. Seit 2020 haben beim Schweizer Rekordmeister chinesische Investoren von der «Champions Union HK Holdings Limited» das Sagen, nachdem der Club zuvor über ein Jahrhundert von der Zürcher Wirtschaftselite getragen worden war. Sportlich läuft es GC seither zwar relativ gut, doch es gibt Nebengeräusche: Fans klagen, der Club sei gesichtslos geworden, eine Art Durchlauferhitzer für Spieler, die Profite aus Transfers abwerfen sollen.
Der zweite grosse Zürcher Fussballclub – der FC Zürich – ist da anders aufgestellt: Er kennt eine Tradition von Präsidenten, die den Verein jeweils über lange Jahre führen und mit Millionen alimentieren. Seit 2013 ist dies das frühere FCZ-Verwaltungsratsmitglied Ancillo Canepa. Ihm und seiner Frau Heliane gehören rund 90 Prozent der Aktien. Die beiden sind kaum umstritten, vor allem nicht nach dem Titelgewinn vom vergangenen Sommer – auch wenn der FCZ aktuell auf dem letzten Tabellenplatz liegt.
Ähnlich sind die Berner Young Boys geführt: Sämtliche Aktien gehören dem Unternehmer Hans-Ueli Rihs. Bereits 2008 übernahm er mit seinem mittlerweile verstorbenen Bruder Andy die Mehrheit der Aktien und baute diese laufend aus. Kritik an ihm gibt es kaum: YB steht sportlich und finanziell solide da. Rihs geniesst seit jeher das Vertrauen der Fans.
Christian Constantin: Der Spezialfall
Umstrittener ist da Christian Constantin – der Präsident des FC Sion gilt als eine der schillerndsten Figuren des Schweizer Fussballs. Rund 100 Millionen Franken soll der Immobilienunternehmer laut «NZZ» in den Verein gebuttert haben. Er ist Inhaber und einziger Verwaltungsrat der «Olympique des Alpes SA», die die Profiabteilung des Clubs führt.
Den FC Sion regiert Constantin quasi als Alleinherrscher. Solange der Erfolg stimmt, nehmen ihm die Fans das nicht übel. Doch bei schlechter Leistung auf dem Rasen wird immer wieder Kritik an Constantin laut – die diesen aber nicht zu beeindrucken scheint.