Darum geht es: Am Bodensee breiten sich nach dem Hochwasser Stechmücken explosionsartig aus. Man könne schon von einer Mückenplage sprechen, sagte Rainer Bretthauer, der Umweltschutzbeauftragte der deutschen Stadt Radolfzell am Bodensee.
Das sind die Ursachen: «Alle Stechmücken sind auf stehende Gewässer angewiesen, um ihre Eier zu legen, woraus dann die Larven und schliesslich die Adulttiere schlüpfen», erklärt Tobias Suter, medizinischer Entomologe beim Schweizerischen Tropen- und Public-Health-Institut in Basel. Bei einem Gebiet wie dem Bodensee könne man von sogenannten Überschwemmungsmücken sprechen. Diese Mücken würden ihre Eier auf dem Boden ablegen; auf Böden, die saisonal überschwemmt werden könnten. «Die Eier können Austrocknungen überdauern und sind quasi in einem Ruhezustand.» Wenn anschliessend der Pegel eines Sees ansteige und diese Gebiete geflutet würden, könne es zu einer zeitlich begrenzten Mückenplage kommen, so der Experte.
Weitere Gründe: Damit sich die Mücken im Wasser gut entwickeln können, brauchen sie die richtigen Temperaturen. «Diese Überschwemmungsmücken benötigen eine Temperatur von 20 bis 30 Grad Celsius, damit sich die Larven im Wasser schnell entwickeln können.» Ist die Temperatur niedriger, kann die Entwicklung viel länger dauern. Ist die Temperatur hoch, kann die ganze Entwicklung in sieben Tagen abgeschlossen werden. «Wasser alleine reicht noch nicht», so Suter. Wenn das Wasser nach kurzer Zeit wieder abfliesse, würden es die Mücken nicht schaffen, sich fertig zu entwickeln.
«Auch weiterer Starkregen nach einer Überschwemmung kann dazu führen, dass die Larven sterben, weil sie beispielsweise durch die starken Wassertropfen beschädigt werden.» Es gebe viele Faktoren, die gegeben sein müssten, dass sich Mücken in einem Gebiet schnell und erfolgreich entwickeln könnten, so der Experte.
Das kann man dagegen machen: Für den medizinischen Entomologen gibt es verschiedene Ansätze, um gegen eine Mückenplage anzukämpfen. «Will man erreichen, dass sich die Mücken nicht entwickeln können, dann werden in gewissen Gebieten biologische Insektizide eingesetzt.» Als Beispiel nennt er die Magadinoebene im Tessin, wo es jeweils, wenn der Pegelstand des Lago Maggiore steigt, zu einer Mückenplage kommt und biologische Insektizide eingesetzt werden. «Für Menschen, die in einem solchen Gebiet leben und die kein Bekämpfungsprogramm in der Nähe haben, sind helle, lange Kleider, welche nicht zu eng anliegen, das beste Mittel», so Suter. Auch Mückenschutzsprays könnten helfen. Zusätzlich könnten Mückengitter an Fenstern und Türen verhindern, dass Mücken ins Haus kommen.