Die Aussage von Ringier-Chef Marc Walder, er habe alle Redaktionen der zum Verlag gehörenden Medien zu Beginn der Pandemie darauf hingewiesen, die örtlichen Regierungen zu unterstützen, «um gut durch die Krise zu kommen», sorgt für Wirbel. Im Interview erklärt sich Walder jetzt – und betont die Unabhängigkeit der Ringier-Publikationen.
SRF News: Wie ist Ihre Haltung genau zu verstehen?
Marc Walder: Ringier hat früh in der Pandemie beschlossen, dass man diese sehr ernst nimmt. Wir waren und sind klar für Masken, fürs Homeoffice, fürs Testen, Impfen und Boostern. Diese Haltung ist abgestützt im Verwaltungsrat, in der Geschäftsleitung und auch in der «Blick»-Gruppe. Meine Aussage ist explizit darauf gemünzt, dass man diese Massnahmen befürwortet, weil sie helfen, einigermassen durch die Krise zu kommen.
Das neutrale Publikum hat den Eindruck: Der CEO gibt den Kurs vor, und man stellt sich kritiklos auf die Seite der Mächtigen...
Die «Blick»-Gruppe hat die Regierung wegen ausbleibender Massnahmen immer wieder kritisiert – zum Teil sehr hart. So auch, weil zu wenig Masken oder Impfstoff vorhanden waren, weil die Koordination zwischen Bund und Kantonen nicht funktionierte oder das Boostern zu spät kam.
Es ist keineswegs so, dass der ‹Blick› die Regierung nicht kritisiert hätte.
Im Übrigen habe ich persönlich auch zwei Leitartikel geschrieben, die sehr kritisch mit dem Bundesrat umgegangen sind. Es ist keineswegs so, dass der «Blick» die Regierung nicht kritisiert hätte. Doch die Themen Masken, Impfen oder Boostern haben wir immer als sinnvoll betrachtet. Das habe ich mit meiner Aussage gemeint.
Im Journalismus gibt es eine Art heiliges Prinzip: Verlag und Redaktion sind getrennt. Wenn Sie nun sagen, man habe die Richtung vorgegeben, dann entsteht der Eindruck, die Trennung von Verlag und Redaktion werde bei Ringier nicht eingehalten...
Das kann ich sehr gut verstehen. Allerdings: Die Einigkeit in der Haltung zu den Massnahmen wurde gemeinsam in der «Blick»-Gruppe erarbeitet und diese Linie wird bis heute als sinnvoll angesehen, um die Krise einigermassen gut zu überstehen. Das sieht man auch an der publizistischen Haltung des «Blicks».
In der Coronakrise haben wir uns auf gemeinsame Grundsätze und eine Haltung geeinigt.
Ausserdem gibt es beim «Blick» – wie in vielen anderen Medien auch – einen Code of Conduct, der Redaktionsprinzipien vorgibt. Dort ist klar geregelt, dass die Redaktionen die Hoheit darüber haben, zu entscheiden, worüber und wie sie publizieren – und auch die Verantwortung dafür tragen. In einer Krise wie die Coronapandemie haben wir uns auf gemeinsame Grundsätze und eine Haltung geeinigt. Die Stringenz in der Krise war uns stets sehr wichtig.
Der Chef von Ringier gibt also nicht die Linie vor und die Redaktionen kuschen vor der Regierung? Wie ist es denn tatsächlich?
Wenn man die Berichterstattung des «Blicks» anschaut, ist «kuschen vor der Regierung» schon mal völlig falsch. Der «Blick» hat die Regierung und ihre Coronapolitik wiederholt und sehr hart kritisiert. Zudem verantworten die Ringier-Publikationen selber, was sie schreiben und welche Perspektive sie einnehmen. Das war immer so und so wird es auch bleiben.
Das Gespräch führte Rafael von Matt.