- Bundesrätin Viola Amherd trennt sich vom Chef des Nachrichtendienstes, Jean-Philippe Gaudin.
- Das berichteten zuerst die Zeitungen der Tamedia-Gruppe.
- Der Bundesrat bestätigte am Nachmittag die «einvernehmliche Auflösung des Arbeitsverhältnisses» per Ende August.
Grund für die Trennung seien gemäss dem Zeitungsbericht unter anderem Meinungsverschiedenheiten um die Aufarbeitung der sogenannten Crypto-Affäre und eine zerrüttete Vertrauensbasis.
Der 58-jährige Gaudin wolle nach 34 Jahren im öffentlichen Sicherheitsdienst in die Privatwirtschaft wechseln, schreibt hingegen der Bundesrat. Bis die Nachfolge geregelt ist, leite der stellvertretende Direktor Jürg Bühler den Nachrichtendienst des Bundes interimistisch. Die Stelle des Direktors werde zu gegebener Zeit öffentlich ausgeschrieben.
Geheimdienstchef Gaudin ist erst knapp drei Jahre im Amt. Er habe eine Austrittsvereinbarung erhalten, bestätigen laut den Medienberichten mehrere unabhängige Quellen.
Gaudin baute Gehiemdienst massiv aus
Unter seiner Ägide wurde die Behörde um rund hundert Stellen respektive einen Drittel ausgebaut. Er gilt als Mann der markigen Worte. Seine dreijährige Amtszeit war geprägt von der Affäre um russische Spione in der Schweiz, vermehrter wirtschaftlicher Spionage aus China und einem erstarkten politischen Extremismus im Inland.
Durch die Affäre um manipulierte Verschlüsselungsgeräte geriet der NDB unter Gaudin in die Kritik. Mit den Maschinen der Zuger Firma Crypto sollen der US-Geheimdienst und der deutsche Nachrichtendienst im Wissen der Schweiz über 130 Staaten ausspioniert haben. Die Affäre ereignete sich zwar in den Jahrzehnten vor Gaudins Amtsantritt, doch brachten ihm der Umgang mit der 2020 publik gewordenen Affäre und eine angeblich späte Information des Bundesrats Kritik ein.
Er galt als Vertrauter des damaligen Verteidigungsministers Guy Parmelin (SVP). Zuvor war der Militär im Instruktionskorps tätig und hatte anschliessend verschiedene Kommandofunktionen in der Schweiz sowie im Rahmen eines OSZE-Mandats in Bosnien inne. 2008 stieg er zum Chef Militärischer Nachrichtendienst auf. Später wurde er zum Verteidigungsattaché in Paris im Grad eines Divisionärs ernannt.