Als erstes Land der Welt hat Schottland 2020 entschieden: Frauen sollen kostenlosen Zugang zu Binden, Tampons und Slipeinlagen erhalten. Auch in der Schweiz kommt das Thema immer mehr auf die politische Agenda. Pilotprojekte werden gestartet, Tests lanciert.
Kostenlose Binden in Freiburg
Einzelne Städte und Kantone stellen bereits heute in Schulen gratis Hygieneartikel zur Verfügung. Zum Beispiel die Städte Zürich, Basel und Genf oder die Westschweizer Kantone Waadt und Jura. Der Kanton Freiburg geht nun weiter.
Nach einem Pilotprojekt hat der Staatsrat entschieden: Ab nächstem Jahr sollen in über 70 öffentlichen Gebäuden kostenlos Binden abgegeben werden. Darunter nicht nur Schulen, sondern auch Museen, Sportanlagen und alle Verwaltungsgebäude. «Wir haben uns für Damenbinden entschieden, weil Tampons bei unsachgemässer Verwendung ein gesundheitliches Risiko darstellen können», erklärt der Direktor des Freiburger Sozialamtes, Jean-Claude Simonet.
Tampons können bei unsachgemässer Verwendung ein gesundheitliches Risiko darstellen.
Das Ziel des Kantons Freiburg: Frauen und Mädchen sollen sich punktuell in Notfällen mit Hygieneprodukten versorgen können. Noch wichtiger aber aus Sicht des Kantons: die sogenannte Periodenarmut bekämpfen. «Wir wollen vor allem jenen Personen helfen, die sich diese Artikel nicht selbstverständlich leisten können.»
Etwa jede zehnte Freiburgerin sei armutsgefährdet. «Oft greifen armutsbetroffene Frauen auf Alternativen zurück, die der Gesundheit schaden können.» Etwa selbstgemachte Artikel aus Toilettenpapier oder Windeln. «Das kann im schlimmsten Fall zu einer schweren Infektion führen.»
Noch nicht am Ziel
Für die Anschaffung und Montage der Dispenser für die Hygieneprodukte – es sind Kasten aus Metall – und erste Reserven von Damenbinden stellt der Kanton Freiburg 70'000 Franken bereit. Mit inbegriffen ist dabei auch eine Sensibilisierungskampagne, um das Thema Menstruation zu enttabuisieren, beispielsweise in Form von Broschüren oder Aufklärung an Schulen. Danach rechnet er mit jährlichen Kosten von rund 36'000 Franken.
Ganz am Ziel ist der Kanton mit seinem Projekt damit aber noch nicht. Denn für viele Gebäude, zum Beispiel Schwimmbäder, Sportplätze oder für Primar- und Sekundarschulen, ist er nicht zuständig. Staatsrat Philippe Demierre ist aber überzeugt: «Dank des guten Beispieles des Kantons und der Stadt Freiburg, die ebenfalls Hygieneprodukte gratis zur Verfügung stellt, werden auch andere Gemeinden auf den Zug aufspringen.»