- Der bekannteste Häftling der Schweiz ist unter Auflagen aus dem Gefängnis entlassen worden. Allerdings muss er die verbleibende Freiheitsstrafe möglicherweise zu einem späteren Zeitpunkt antreten.
- Aufgrund eines weiteren hängigen Verfahrens, und da Brian Keller bereits mehrere Jahre im Gefängnis sass, entschied sich der Richter für seine Freilassung.
- Der Ex-Häftling wurde jedoch erneut zu zwei Jahren und sechs Monaten Haft verurteilt, weil er während seiner Sicherheitshaft Wärterinnen und Wärter bedrohte.
Brian Keller trat kurz vor 10 Uhr vor der dem Bezirksgericht Zürich vor die Medien und beantwortete ruhig und gefasst Fragen, die ihm gestellt wurden. Er freue sich natürlich sehr, frei zu sein. «Jetzt beginnt das Leben.» Als Erstes gehe er mit seinen Anwälten und seiner Familie etwas essen. Er freue sich sehr darauf, endlich mit seiner Familie zusammen sein zu können.
Mit 28 Jahren könne er endlich sein eigenes Leben leben, so der Ex-Häftling weiter. «Ich möchte Profiboxer werden und einfach ein anständiger Bürger sein.»
Keller kritisierte die lange Einzelhaft, in der er sich zwischenzeitlich befand, mit deutlichen Worten: «Die Einzelhaft war Folter. Aber man muss weiterkämpfen. Das Leben ist immer ein Kampf», sagt Keller.
Und: «Das waren die dunkelsten Tage meines Lebens. Ich habe mir den Tod gewünscht.» Dass er nun als freier Mann hier stehen könne, habe er der Arbeit seiner Anwälte zu verdanken.
Brian Keller zeigt sich zuversichtlich
Die Zeit im Gefängnis habe ihn stärker gemacht. Er versuche nun, seinen Zielen zu folgen, weiter zu boxen, einen Job zu finden und ein anständiges Leben zu führen. Jetzt müsse er jedoch erst mal ankommen. Er sei aber zuversichtlich und Angst habe der 28-Jährige vor nichts.
Das Bezirksgericht Dielsdorf hatte Keller am Mittwoch zwar wegen verschiedener im Gefängnis begangener Delikte schuldig gesprochen, aber auch dessen Entlassung aus der Sicherheitshaft angeordnet.
Für Keller, der vor zehn Jahren in einem SRF-Dokfilm über einen Jugendanwalt unter dem Pseudonym «Carlos» bekannt wurde, geht damit ein neues Kapitel auf, wie der Richter bei der Urteilsbegründung anmerkte. Es werde nicht einfach für ihn, sich in der neuen Situation zu bewähren. Er benötige einen «Empfangsraum» – unter anderem Wohnung, Sozialpädagogen und Sozialstruktur.
Thomas Häusermann, einer von Kellers Anwälten, bat die Medien darum, künftig die Privatsphäre von Brian Keller und seinem Umfeld zu respektieren. Es sei wichtig, dass dieser das neue Kapitel in seinem Leben mit der nötigen Ruhe beginnen könne.