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Werden Sie den Bündnispartner angreifen, Herr Glättli?
Aus Echo der Zeit vom 22.06.2023. Bild: KEYSTONE/Urs Flueeler
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Nachfolge von Alain Berset Balthasar Glättli: «Wir spielen nicht auf eine spezielle Lücke»

Nach dem angekündigten Rückzug von Bundesrat Berset auf Ende Jahr ist der Anspruch der Grünen auf einen Sitz in der Landesregierung wiedererwacht. Die momentane Bremsermehrheit im Bundesrat sei schlecht für die Schweiz, sagt Parteipräsident Balthasar Glättli und bleibt bei seinen eigenen Ambitionen vage.

Balthasar Glättli

Präsident Grüne Schweiz

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Balthasar Glättli sitzt seit 2011 für den Kanton Zürich im Nationalrat. Im Juni 2020 übernahm er das Präsidium der Grünen von Regula Rytz. Vor seiner Wahl zum Grünen-Präsidenten war er während rund sieben Jahren Fraktionspräsident der Partei. Im Nationalrat gehört er der wichtigen Kommission für Wirtschaft und Abgaben (WAK-N) an.

SRF News: Ist es eine Option für die Grünen, die SP als ihren wichtigsten Bündnispartner anzugreifen?

Balthasar Glättli: Ja, wir erheben Anspruch, aber wir spielen nicht auf den Mann und auch nicht auf eine spezielle Lücke. Wir haben schon im letzten Oktober ganz klar bekräftigt, bei den Gesamterneuerungswahlen anzutreten.

Trotzdem gibt es diese Lücke bei der SP. Wie weit gehen Sie dabei?

Die Strategie ist nicht entschieden. Wir warten die Wahlen ab. Am 22. Oktober werden sich die Kräfteverhältnisse im Land wieder neu gruppieren. Dann wird die neue Fraktion entscheiden. Was klar ist: Wir Grünen wollen die Stimme des Klimas, der Klimagerechtigkeit sein, auch in unserer Regierung. Natürlich würde es uns am meisten freuen, wenn die unverdiente Übermacht von SVP und FDP gebrochen werden könnte.

Unser Ziel ist es auf jeden Fall nicht, die Linke zu schwächen.

Damit würden sie eventuell Bundesrat Cassis oder Bundesrätin Keller-Sutter angreifen?

Wir haben vor vier Jahren explizit einen Sitz der FDP angegriffen, weil diese Partei am stärksten übervertreten ist. Im Moment wissen wir nicht, wie die Wahlen ausgehen. Aber das Ziel der FDP, die Sozialdemokraten zu überholen, ist mehr ein Wunschdenken. Entsprechend wird wohl diese Reihenfolge so bleiben.

Aber laufen Sie dann nicht von der linken Seite Gefahr, dass es am Schluss vielleicht ein SP- und ein grünes Regierungsmitglied hätte?

Unser Ziel ist es auf jeden Fall nicht, die Linke zu schwächen. Deshalb haben wir in den Wahlen in den Kantonen eigentlich flächendeckend Listenverbindungen. Diese Vereinbarung haben wir getroffen und versuchen, uns weit möglichst auch in den Ständeratswahlen zu unterstützen. Wir wollen die momentane Bremsermehrheit zu einer Minderheit machen. Diese Bremsermehrheit besteht vor allem im Bundesrat. Das ist nicht gut für die Schweiz.

Balthasar Glättli.
Legende: Grünen-Präsident Balthasar Glättli am 7. Juni 2023 am Fraktionsausflug der Partei. Dazu gehörte ein Rundgang im Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) im aargauischen Frick Keystone/Urs Flüeler

Die Chancen der Grünen sind sehr klein. Ist der Bundesratsanspruch jetzt einfach auch gut für den grünen Wahlkampf?

Wenn die Wählerinnen und Wähler die vielen guten grünen Kandidatinnen und Kandidaten sehen – sei es fürs Parlament oder den Bundesrat –, dann schadet das den Grünen sicher nicht.

Können Sie ein paar Namen nennen?

Das überlasse ich gerne den Medienschaffenden. Unsere Findungskommission prüft die interessierten Kandidatinnen und Kandidaten. Dann wird die Fraktion entscheiden. Als Parteipräsident respektiere ich diese institutionelle Organisation.

Sind Sie selber ambitioniert? Oder der für den Ständerat kandidierende ehemalige Berner Regierungsrat Bernhard Pulver? Oder Bastien Girod oder eine der Frauen? Wäre es jemand aus der Deutschschweiz?

Es ist nicht zwingend, dass es jemand aus der Deutschschweiz ist. Das Übergewicht der Romandie hat die Schweiz nicht aus den Fugen geworfen. Über Jahre gab es schon ein ganz anderes Ungleichgewicht auf die andere Seite. Ich persönlich gewichte es sehr hoch, dass ich auch Zeit noch mit meiner Tochter verbringen kann. Deshalb bin ich jetzt nicht derjenige, der meinen Namen selbst als Erster ins Spiel bringt.

Ist das also ein Nein zum Bundesrat?

Ich möchte meine Tochter nicht erst wiedersehen, wenn sie 16 ist. Und ich glaube nicht, dass das als Bundesrat anders möglich wäre.

Das Gespräch führte Andrea Jaggi.

Echo der Zeit, 22.06.2023, 18:00 Uhr ; 

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