- Der Berner SP-Nationalrat Matthias Aebischer steigt ins Rennen um die Nachfolge von Bundesrat Alain Berset.
- Der 55-Jährige hat seine Kandidatur an einer Medienkonferenz in Bern bekannt gegeben.
- Neben Aebischer haben sich bisher der Zürcher Ständerat Daniel Jositsch und der Basler Nationalrat Mustafa Atici als Kandidaten für den frei werdenden SP-Bundesratssitz gemeldet.
Der frühere TV-Journalist Aebischer sitzt seit 2011 für die SP im Nationalrat und hat sich dort unter anderem in der Bildungs- und der Verkehrspolitik hervorgetan. In einer Mitteilung schreibt seine Kantonalpartei von Aebischer als «Teamplayer». Ueli Egger, Co-Präsident der SP Kanton Bern, spricht von einem begnadeten Kommunikator, der nahe bei den Menschen sei. Aebischer selbst erklärt: «Ich traue mir diese Kandidatur zu.»
Kandidat sieht Leistungsausweis gegeben
Vor den Medien erklärte Aebischer, er habe einen klaren Gestaltungswillen und wolle in wichtigen Fragen tragfähige Lösungen finden, etwa in der Energiepolitik. Dass er über keine Regierungserfahrung verfügt, sieht Aebischer nicht als Problem: «Ich präsidiere einige Verbände und Vereine seit einigen Jahren.» Das zeige, dass seine Führungsqualitäten geschätzt würden.
Aebischer präsidiert etwa Pro Velo Schweiz und den Kinoverband Cinésuisse. Auch im Parlament ist Aebischer gut vernetzt. Er ist Mitglied in fast sechzig parlamentarischen Gruppen mit verschiedenen Themenbereichen wie Sport, Medien, Verkehr und Weiterbildung.
Vereinbarkeit von Beruf und Familie
Seine Kandidatur sei nicht gegen irgendwen gerichtet, sagte Aebischer auf eine Journalistenfrage. Sie sei auch nicht gegen seine Frau, die Zürcher GLP-Nationalrätin Tiana Angelina Moser, gerichtet. Sie beide hätten abgemacht, dass diejenige Person, welche für eine Bundesratskandidatur antreten könne, dies tue und dann vom Partner unterstützt werde.
Bezüglich Vereinbarkeit von Familie und Beruf hob Aebischer, der vier eigene Töchter beziehungsweise sieben Kinder im engeren Umfeld hat, die Organisation hervor. «Man muss gut zirkeln und gut planen können.» Ab und an seien «Feuerwehrübungen» nötig.
Berner Herkunft im Fokus
Bei der Frage, ob der Kanton Bern mit zwei Mitgliedern in der Landesregierung nicht übervertreten wäre, verwies Aebischer auf die Bundesverfassung. Demnach sollen die verschiedenen Landesregionen im Bundesrat angemessen vertreten sein. «Wie das zu interpretieren ist, muss die Vereinigte Bundesversammlung entscheiden.»
Das Kandidatenkarussell für die Berset-Nachfolge
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Bild 1 von 12Legende: Evi Allemann Die Berner Regierungsrätin Evi Allemann (Jahrgang 1978) kandidiert für den Bundesrat. Von 2003 bis 2018 war die Juristin im Nationalrat. KEYSTONE/Alessandro Della Valle
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Bild 2 von 12Legende: Allemann hatte bereits letztes Jahr für die Nachfolge von Simonetta Sommaruga kandidert. Sie unterlag damals in der internen Ausmarchung Eva Herzog und Elisabeth Baume-Schneider. Keystone/Peter Klaunzer
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Bild 3 von 12Legende: Roger Nordmann Der Waadtländer SP-Nationalrat Roger Nordmann (Jahrgang 1973) will in die Landesregierung, wie er anfangs Oktober an einer Medienkonferenz bekannt gab. KEYSTONE/Anthony Anex
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Bild 4 von 12Legende: Nordmann sitzt seit 2004 in der Grossen Kammer unter der Bundeshauskuppel. Viermal wurde er wiedergewählt. Im Nationalrat ist er Mitglied der Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie. Von 2015 bis 2023 war er Fraktionschef. KEYSTONE/Gaetan Bally
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Bild 5 von 12Legende: Jon Pult Der Bündner Nationalrat Jon Pult (Jahrgang 1984) kandidiert offiziell für den Bundesrat. Der schweizerisch-italienische Doppelbürger wurde 2019 in den Nationalrat gewählt. Keystone / Alessandro Della Valle
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Bild 6 von 12Legende: Pult gilt als eines der grössten Talente der SP und als guter Rhetoriker. Schon ein Jahr nach seinem Einzug ins Parlament machte ihn die SP zum Vizepräsidenten. Keystone / PABLO GIANINAZZI
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Bild 7 von 12Legende: Beat Jans Der frühere Nationalrat und heutige Basler Regierungspräsident Beat Jans (Jahrgang 1964) will Bundesrat werden, wie er am 22. September offiziell bekannt gab. KEYSTONE/Peter Schneider
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Bild 8 von 12Legende: «Ich würde das Amt gerne und mit Überzeugung ausüben», sagte Jans an der Konferenz. Er hätte auch aus regionalpolitischen Überlegungen gute Chancen. Der Kanton Basel-Stadt war schon lange nicht mehr im Bundesrat vertreten. KEYSTONE / Peter Schneider
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Bild 9 von 12Legende: Matthias Aebischer Der Berner Nationalrat Matthias Aebischer (Jahrgang 1967) will die Nachfolge von Alain Berset antreten. Keystone / ALESSANDRO DELLA VALLE
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Bild 10 von 12Legende: Vor seiner Zeit im Nationalrat war Aebischer unter anderem Moderator verschiedener Sendungen beim Schweizer Radio und Fernsehen SRF und erlangte dadurch in der Deutschschweiz grosse Bekanntheit. SRF
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Bild 11 von 12Legende: Daniel Jositsch Der Zürcher Ständerat (Jahrgang 1965) kandidiert offiziell für den Bundesrat. Nach dem Rücktritt von Simonetta Sommaruga im vergangenen Jahr hatte Daniel Jositsch bereits kandidiert, obwohl die SP ein reines Frauenticket beschlossen hatte. KEYSTONE/ANTHONY ANEX
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Bild 12 von 12Legende: Bei der Wahl durch die Bundesversammlung erhielt er in den ersten Wahlgängen zahlreiche Stimmen. Schliesslich setzte sich jedoch Elisabeth Baume-Schneider durch. Für ihn als Bundesrat sprechen seine Erfahrung in Bundesbern und seine urbane Herkunft. Jositsch gilt als Vertreter des rechten Flügels der SP. KEYSTONE/ALESSANDRO DELLA VALLE
Die Co-Präsidentin der SP Kanton Bern, Anna Tanner, sagte, die Kantonalpartei sei offen für weitere Kandidierende, auch Frauen. Die SP Schweiz gab Anfang Monat bekannt, dass alle interessierten Parteimitglieder bis zum 29. Oktober eine Kandidatur einreichen können.
Ab Ende Oktober prüft eine Kommission der SP die Kandidaturen auf ihre Eignung. Am 25. November wird die Fraktion das Bundesratsticket nominieren.