Nationalrat Albert Rösti will in den Bundesrat: Der frühere SVP-Präsident kandidiert offiziell für die Nachfolge von Ueli Maurer. «Mit grossem Respekt vor der Aufgabe und der Verantwortung» stelle er sich für eine Bundesratskandidatur «sehr gerne» zur Verfügung, sagte der Berner am Montagmittag vor den Medien.
Nach Ständerat Werner Salzmann ist Rösti bereits der zweite Berner, der sich als Maurer-Ersatz aufstellen lässt. Was bedeutet das für die Bundesratswahl vom 7. Dezember 2022? Die wichtigsten Fragen und Antworten:
Rösti oder Salzmann: Wer hat die besseren Wahlchancen? In der Bundesversammlung habe Albert Rösti wahrscheinlich die besseren Chancen, sagt Politologe Marc Bühlmann von der Universität Bern. «Er gilt weniger als Hardliner als Werner Salzmann und kann dadurch auf mehr Stimmen hoffen.»
Was sagt Rösti über Werner Salzmann? Seinen Kontrahenten bezeichnete Rösti als «hoch qualifizierten Mitbewerber». Sie seien gute Kollegen und seit langem gemeinsam unterwegs, das sei «ein sportlicher Wettbewerb», sagte Rösti vor den Medien. Schlussendlich werde der kantonale Vorstand entscheiden, wen er ins Rennen schicken wolle.
Ich gehe davon aus, dass die Berner SVP keinen Kandidaten düpieren will und darum beide aufstellt.
Stellt die Berner SVP einen oder zwei Kandidaten auf? «Ich gehe davon aus, dass die Berner SVP keinen Kandidaten düpieren will und darum beide aufstellt», sagt Bühlmann. Die Berner SVP gibt so die «heisse Kartoffel» weiter an die Findungskommission der SVP Schweiz, welche der Bundeshausfraktion ein Ticket vorschlagen wird.
Was bedeuten mögliche weitere Kandidaturen für die SVP? Die Zürcher Sektion möchte laut Medienberichten unbedingt eine Kandidatin oder einen Kandidaten stellen und versucht offenbar, SVP-Nationalrat Gregor Rutz trotz seiner Absage zu einer Kandidatur zu bewegen.
Doch wenn es mehr als die beiden Berner Kandidaturen gibt, gerate die nationale Findungskommission der SVP in eine schwierige Situation, so Politologe Marc Bühlmann: «Darf man zwei Berner auf einem möglichen Dreierticket portieren oder stösst man so andere SVP-Kantonalparteien vor den Kopf?» Diese Frage dürfte die Parteistrategen bewegen.
Wie geht es nun weiter? Zuerst müssen die Kantonalsektionen der SVP-Findungskommission Kandidierende vorschlagen. Diese unterbreitet dann wohl Mitte November ihrer Bundeshausfraktion eine Empfehlung für verschiedene Kandidierende. «An der Wahl am 7. Dezember wird womöglich alles nochmals ganz anders aussehen», sagt Bühlmann weiter.
Letztlich dürfe man nicht vergessen, dass die Bundesversammlung selbst die Nachfolge von Ueli Maurer bestimme. «Sie kann auch eine Kandidatin oder einen Kandidaten wählen, der nicht auf dem offiziellen Ticket ist», betont der Politologe weiter.