Zum Inhalt springen

Nachhaltigkeit Basler Pflanzen-Brocki als Quartiertreffpunkt voller Geschichten

Nach dem Zügeln keinen Platz mehr für die Zimmerpflanze? Die Pflanzen-Brocki vermittelt ihr ein neues Daheim.

Es wuchert in den Töpfen und man freut sich über Ableger, bis plötzlich mit der Züglete weniger Platz auf Fenstersimsen oder dem Balkon da ist. Wohin jetzt mit dem geliebten Kaktus oder dem Ficus, der einen seit der Kindheit begleitet? Kehricht oder Kompost wären schmerzhaft, und auch der Freundeskreis winkt ab? Dann hilft die Pflanzen-Brocki.

Grosse Pflanzen in der Brocki
Legende: Meterhohe Gewächse zeugen von liebevoller Pflege in der früheren Umgebung. SRF / Simone Weber

Solche Brockenstuben ploppen seit ein paar Jahren in der Schweiz auf, von Bern über Kriens bis Davos, und unlängst öffnete eine grosse in Basel. Dort machen hunderte Topfpflanzen die Räume fast zum Dschungel. Von der Glücksfeder über Amaryllis, Sukkulenten und Geranien bis zum Aprikosenbaum warten sie Ende April auf ein neues Zuhause.

Ich liebe euren Laden!
Kundin aus Österreich

Diese Pflanzen-Brocki lockt bereits auch Kundschaft von weit her an. Gerade tritt eine Frau aus der Steiermark ein. Sie ist auf der Suche nach Pflanzen für ihre Tochter, die in der Schweiz lebt. «Ich liebe euren Laden; ich wünschte mir so sehr sowas in Österreich!», sagt sie zur Brocki-Mitgründerin Ariane – hier sind alle per Du.

Schon klingelt die Tür wieder. Dieser Kunde ist speziell froh um die Auswahl an günstigen stattlichen Zimmerpflanzen und darum nicht zum ersten Mal hier; kürzlich habe er einen 40-jährigen Ficus gekauft. Tiefstpreise sind indes nicht das Konzept: Vom Kleinkaktus für zwei, drei Franken bis zu meterhohen Pflanzen mit dreistelligem Preis reicht das Angebot.

Geldbaum
Legende: Das wertvollste Objekt im Angebot: ein grosser Geldbaum oder Pfennigbaum, der seinen Namen von dicken runden Blättern hat. SRF / Simone Weber

Ein grosser Geldbaum ist derzeit das teuerste Gewächs. «Wir sind noch ein wenig am Diskutieren und Recherchieren – um die 350 Franken. Das ist ein schöner Preis, denn sonst im Handel wäre der um die 800 bis 900 Franken», sagt Ariane.

Schefflera-Bäumchen per Veloanhänger

Viele Kundinnen und Kunden bringen ihre Pflanzen persönlich an die Kleinhüningerstrasse. Just taucht ein Paar auf, mit einer grossen Schefflera auf einem Veloanhänger. Sie seien am Zügeln und hätten dafür keinen Platz mehr. «Wenn wir sie hier abgeben können, ist das super: Dann kann sie weiterleben.»

Die Schefflera ist allerdings bewohnt: Wegen Schmierläusen kommt sie gleich ins Quarantänezimmer, wo sie separiert aufgepäppelt wird.

Wir können immer wieder dazulernen.
Autor: Ariane Mitgründerin der Pflanzen-Brocki

Inspiriert vom Vorbild in Bern hätten sie den Basler Laden zu dritt gegründet, sagt Ariane, und alle drei seien nicht vom Fach. «Wir alle haben Begeisterung und Liebe zu den Pflanzen und bringen uns das selber bei.» Zudem brächten viele Kundinnen und Kunden Tipps mit, «daher können wir immer wieder dazulernen».

Ihr Ladenlokal ist allerdings als Zwischennutzung nur befristet nutzbar, bis Herbst 2026. Seit der Eröffnung im letzten Jahr sei hier schon einiges gelaufen, auch kulturelle Anlässe oder ein Pop-Up-Café.

«Wir wollen ein Treffpunkt sein für das Quartier, die Stadt, die Region, wo man sich austauschen und verweilen kann», sagt Stefan, auch er ein Mitgründer der Pflanzen-Brocki. Ariane schätzt das Plaudern mit der Kundschaft sehr. «Ich weiss nicht, ob es an den Pflanzen liegt, die Leute sind jedenfalls sehr gesprächig.»

Derzeit ist der grüne Laden dreimal in der Woche geöffnet. Die Einnahmen decken die Kosten für die Miete und das Material; der Personalaufwand ist ausgeklammert. «Wir sind auf einem guten Weg, dass wir uns vielleicht bald einmal ein wenig Lohn auszahlen können», sagt Stefan.

Wir konnten ihr Lebenswerk abholen.
Autor: Stefan Mitgründer

Emotional wertvoll sei für sie, zu sehen, wie wichtig den Menschen ihre Arbeit sei. So haben sie einen grossen Kletterkaktus namens Königin der Nacht (dessen prächtige Blüten öffnen jeweils nur eine Nacht lang) von einem betagten Ehepaar bekommen, das dessen Samen vor 50 Jahr zu setzen begonnen habe. «Wir konnten eigentlich ihr Lebenswerk abholen.»

Regionaljournal Basel Baselland, 21.4.2025, 17:30 Uhr ; 

Meistgelesene Artikel