«In diesem Jahr musste ich meine Bienen im Frühling sogar füttern, damit sie nicht verhungerten», sagt Martin Schwegler vom Imkerverband Bienen Schweiz. «Das ist sehr aussergewöhnlich.» Er imkert in Menznau im Kanton Luzern: «Beim Frühlingshonig gibt es heuer fast überall in der Deutschschweiz einen Totalausfall. Auch sonst rechne ich damit, dass in diesem Jahr der Schweizer Honig knapp wird.»
In normalen Jahren verkaufen die Schweizer Imker jeweils Ende Juni den beliebten Frühlingshonig. Dieser gelbliche, crèmige Honig stammt vor allem aus Blüten und wird darum auch Blütenhonig genannt. Im August wiederum können die Schweizer Imker den braunen Sommerhonig ernten.
Kaum Nektar auf den Blüten
Der Grund für den Honigmangel ist das schlechte Wetter im April und Mai. Es war zu nass und zu kalt für die Bienen: «Sie konnten wegen des vielen Regens und der tiefen Temperaturen nicht fliegen. So sammelten sie zu wenig Nektar, um daraus Honig zu produzieren», so Schwegler.
Auch Imker Remo Steiger musste seine Bienen füttern und auch beim ihm gibt es in diesem Jahr keinen Frühlingshonig. Er imkert nunmehr seit sieben Jahren im Bienenhaus seines Urgrossvaters am Pfannenstiel – ein Hügelzug zwischen Zürich- und Greifensee: «Unsere Bienenvölker sind gut durch den Winter gekommen und wären im Frühling parat gewesen, Nektar zu sammeln. Leider konnten sie wegen des schlechten Wetters kaum ausfliegen.»
Auch Sommerhonig-Ernte steht auf der Kippe
Und auch beim Sommerhonig sieht es derzeit nicht gut aus, sagt Martin Schwegler vom Imkerverband: «Die Gewitterstürme haben viele Pflanzen zerstört und den Nektar ausgewaschen.» Imker Remo Steiger hat seine Hoffnung noch nicht aufgegeben, doch noch etwas Sommerhonig ernten zu können: «Weil wir am Pfannenstiel etwas erhöht sind, ernten wir erst Mitte August. Da bleibt meinen Bienen noch etwas Zeit – bei hoffentlich gutem Wetter – fleissig Nektar zu sammeln.»
Schweizer Honig wird nicht teurer
Der Preis für Schweizer Bienenhonig dürfte trotz des Mangels in etwa gleich bleiben, sagt Martin Schwegler vom Verband Bienen Schweiz, denn: «Imkern ist ein Hobby. Ziel ist es, die Kosten zu decken und nicht möglichst viel Geld zu verdienen.»