Der Bellacher Weiher ist nicht das, was man sich unter einem typischen Weiher vorstellt. Denn er ist das drittgrösste Stillgewässer des Kantons Solothurn – mit einer Fläche von knapp fünf Fussballfeldern. Speziell am Weiher ist aber nicht nur die Grösse, sondern auch die Geschichte, wie er während zwanzig Jahren saniert wurde.
Im Jahr 2004 war der Bellacher Weiher komplett verschlammt, seine Wasseroberfläche mit Algen und Wasserpflanzen zugewachsen. Jahrzehntelange Überdüngung hatten das Gewässer in Mitleidenschaft gezogen.
Wir konnten nicht einmal mit dem Boot über den Weiher fahren.
«Da waren so viel Schlamm und so viele Pflanzen, dass wir den Weiher nicht einmal mit unserem Boot befahren konnten», erzählt der Besitzer des Weihers, Thomas Stöckli.
Wie kann man den Weiher retten? Diese Frage stellten sich das Besitzerpaar Laura und Thomas Stöckli. Es war der Anfang eines Pilotprojekts, das drei Gemeinden, 18 Landwirte und wissenschaftliche Institutionen über die Jahre zusammenschweisste.
Der erste Schritt: Entschlammung
Um ein Gewässer zu entschlammen kommen normalerweise Bagger zum Einsatz. Die Familie Stöckli entschied sich jedoch für eine sanfte Sanierung. Sie setzten auf die sogenannte Plocher-Technologie.
Dazu wurden im See Biokatalysatoren im Weiher verankert. Das darin enthaltene Quarzmehl wurde zuvor nach der wissenschaftlich umstrittenen Technologie behandelt. Das Mehl wurde zudem alle drei Wochen von den Stöcklis vom Boot aus über den See gestreut.
Nach vier Jahren zeigte sich der erste Erfolg: Das Wachstum der Schlammschicht war gestoppt, die Ausbreitung der Wasserpflanzen ging zurück. Von da wurde das Projekt wissenschaftlich begleitet von Nuferscience, einem Umweltbüro, das vor allem im Bereich der Plocher-Technologie forscht.
Landwirtschaft wird miteinbezogen
In der nächsten Phase beschlossen die Verantwortlichen die Ausweitung des Projekts auf die gesamte landwirtschaftlich genutzte Fläche im Einzugsgebiet des Bellacher Weihers. Dieses erstreckt sich über drei Gemeinden und 18 verschiedene landwirtschaftliche Betriebe.
Die Landwirtinnen und Landwirte sollten Plocher-Produkte verwenden und diese dem Mist und Kompost hinzufügen oder zur Bodenbehandlung nutzen.
Die Resonanz aus der Landwirtschaft überwältigte die Familie Stöckli: Alle 18 Landwirte erklärten sich von Anfang an bereit, das Projekt mitzutragen. Seit 2009 beteiligten sich alle Betriebe daran. Das Ergebnis lässt sich sehen: 15 Jahre später ist die Verschlammung gestoppt, die Oberfläche des Sees ist frei von Algen und Wasserpflanzen.
Bellacher Weiher 2004 und 2020
Der gesamte Prozess wird auch wissenschaftlich begleitet. Im Auftrag des Kantons Solothurn führt Nuferscience viermal pro Jahr Messungen durch. Die ZHAW Wädenswil, ein wissenschaftliches Institut in Lyss sowie die Berner Fachhochschule Zollikofen führten ebenfalls Messungen am Weiher durch.
Heute hat sich der Bellacher Weiher von der Überdüngung erholt. Der Besitzer Thomas Stöckli ist zufrieden. Dass die Plocher-Methode umstritten ist, ist er sich bewusst. «Darum war es mir wichtig, dass das Projekt auch wissenschaftlich begleitet wird», betont Stöckli. «Das ist kein Voodoo-Zauber – das ist real», ist er heute überzeugt.
Ob Voodoo oder nicht – Fakt ist: Nach 20 Jahren sanfter Sanierung ist die Verschlammung des Bellacher Weihers gestoppt und die Wasseroberfläche wieder frei von Algen und Pflanzen. Das dank eines gemeinsamen Efforts von zig Beteiligten.