Wo wurde die neue Variante entdeckt? Die neue Mutation wurde im November zuerst in Botswana und dann auch in Südafrika entdeckt, wo sie im gleichen Monat in der Gauteng Provinz zu einem starken Anstieg der Fallzahlen geführt hat. Betroffen ist vor allem der Grossraum um die Millionenmetropole Johannesburg und die Hauptstadt Pretoria.
Das ist der aktuelle Stand in Europa: Es gibt derzeit in mehreren Ländern bestätigte Fälle, auch in der Schweiz. In einigen europäischen Ländern gibt es schon eine grössere Anzahl Fälle, etwa in den Niederlanden, wo am Freitagabend 13 mit Omikron angesteckte Menschen aus Südafrika angekommen sind. Grossbritannien hat ein Treffen der G7-Gesundheitsminister einberufen.
So verbreitet ist Omikron weltweit: Die meisten Fälle ausserhalb Afrikas sind bisher in Europa aufgetaucht. Es gibt aber auch Fälle in Israel, Kanada und Australien. Und: In Afrika ist das Virus vermutlich schon weiter verbreitet, als man dies letzte Woche geahnt hat, wie Häusler erklärt. «Denn mehrere Fälle in Europa und Kanada gehen auf verschiedene Länder in Afrika zurück. Länder, die so weit auseinander liegen wie Nigeria, Ägypten und Mosambik.» Eine Konzentration der Reisemassnahmen auf den Süden Afrikas ergebe deshalb keinen Sinn.
So ansteckend ist Omikron: Bekannt ist, dass diese neue Variante viele Mutationen aufweist. Dazu, was das bedeutet, gibt es erst Hypothesen. «Antworten können nun Experimente liefern», so Häusler. «Die laufen unter Hochdruck.» Mit ersten Ergebnissen könne man vielleicht in ein, zwei Wochen rechnen, frühestens in einigen Tagen. Man müsse nun beobachten, wie sich die Variante verhält, ob sie sich gegen Delta durchsetzt und welche Krankheitsverläufe sie tatsächlich verursacht.
Es gab zwar erste Meldungen aus Südafrika, wonach die Verläufe bisher mild gewesen seien. Da müsse man aber aufpassen, sagt Häusler. «Die bisherigen Fälle, die man kennt, die sind bei jungen Menschen gewesen und da sind die Verläufe ja sowieso meist mild.» Wie eine Infektion dann zum Beispiel bei älteren Menschen verlaufe, müsse man noch sehen.
Gemäss Taskforce-Chefin Tanja Stadler scheint Omikron das Potenzial zu haben, sich auch dort auszubreiten, wo viele genesen und geimpft sind. Es werde vermutet, dass diese neue Virus-Variante die Immunantwort besser als bisherige Varianten umgehen könne, erklärte wiederum Patrick Mathys vom BAG.
Wie gefährlich ist Omikron? Das lässt sich noch nicht sagen. Die bislang mit der neuen Coronavirus-Variante infizierten Menschen in Südafrika sind nach Angaben der dortigen Mediziner-Vereinigung (SAMA) nicht schwer erkrankt. Die Vorsitzende des südafrikanischen Ärzteverbands, Angélique Coetzee, sagte der BBC, dass die bisher in ihrem Land festgestellten Fälle nicht schwerwiegend seien. Allerdings seien die Untersuchungen zu dieser Variante noch in einem sehr frühen Stadium.
In dem Land seien nur rund 24 Prozent der Menschen vollständig geimpft. «Die Patienten klagen meist über Gliederschmerzen und Müdigkeit, extreme Müdigkeit, und wir sehen es bei der jüngeren Generation, nicht bei den älteren Menschen», sagte sie. Es handele sich nicht um Patienten, die direkt in ein Krankenhaus eingeliefert würden, sagte Coetzee. Sie fügte hinzu, die Symptome der neuen Variante seien zwar ungewöhnlich, aber mild.
Das weiss man über den Impfschutz: Unter den Mutationen gibt es auch welche, die das Immunsystem unterlaufen können. Das wecke Besorgnis, so der Wissenschaftsredaktor. «Aber ich denke, man muss und kann davon ausgehen, dass die Impfung noch immer auch gegen Omikron einen Schutz bietet, vor allem auch gegen schwere Verläufe und Hospitalisierungen.» Das habe man bei anderen Varianten gesehen.
Boostern oder Warten? Die mRNA-Impfstoffe von Moderna und Pfizer/Biontech könnten schon bald für die Omikron-Variante angepasst werden, sollte sich diese weithin gegen die Delta-Variante durchsetzen. Trotzdem ist Häusler überzeugt: «Es ist auf jeden Fall sinnvoll, jetzt zu boostern. Man weiss, dass dies eine kräftige Immunantwort auslöst und es ist sehr wahrscheinlich, dass dies auch gegen die Omikron-Variante hilft.» Schliesslich reduziere es auch die aktuelle Delta-Welle, wenn viele Menschen rasch geboostert würden.
Das bringen Einreisesperren: Das BAG hat mehrere Länder auf die Quarantäneliste gesetzt. «Wenn man ganz am Anfang einer Ausbreitung steht, dann können strengere Grenzkontrollen, also Tests am Einreisepunkt und strenge Quarantäne, einen Zeitgewinn bringen», sagt Thomas Häusler von der SRF-Wissenschaftsredaktion. Dies könne wertvoll sein, um die Überwachung der Viren zu verbessern. «Und um möglichst viele Menschen zu boostern, oder noch besser: Ungeimpfte noch zu impfen, bevor die neue Variante die Fallzahlen antreibt.»
Wenn Omikron tatsächlich Delta überlegen ist, wird man die Variante nicht aufhalten können.
Aber klar sei auch: «Wenn Omikron tatsächlich Delta überlegen ist, wird man die Variante nicht aufhalten können», so Häusler. Anstatt nur einseitig Reisemassnahmen zu verhängen, müsse man Südafrika nun helfen. Das Land habe eine hervorragende Virenüberwachung, die es ermöglicht hat, die Variante zu entdecken. «Südafrika darf für seine offene Warnung an die Welt nicht auch noch bestraft werden.»