Der Schatz: Neun Silbergefässe, darunter Teller, Becher und ein Schöpfgefäss mit Griff – dies ist der römische Silberschatz, der bereits 1633 in Wettingen gefunden wurde. Die Gegenstände sind zusammen über drei Kilogramm schwer. Damit ist der Schatz der zweitgrösste römische Silberschatz, der je in der Schweiz gefunden wurde. Grösser ist nur der 1961 in Kaiseraugst entdeckte Schatz.
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Bild 1 von 3. Eines der Gefässe aus dem Silberschatz von Wettingen: das Schöpfgefäss mit Abbildungen von römischen Gottheiten. Bildquelle: Schweizerisches Nationalmuseum.
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Bild 2 von 3. Zum im Jahr 1633 gefundenen Schatz gehören neun Silbergefässe. Bildquelle: Schweizerisches Nationalmuseum.
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Bild 3 von 3. Wer die Zeichnungen erstellt hat, ist nicht klar. Bildquelle: Schweizerisches Nationalmuseum.
Der Fundort: Wo genau in Wettingen der Silberschatz geborgen wurde, ist unklar. «Es gibt Notizen, die darauf hinweisen, dass der Schatz in einem ‹Hölzchen› im Gebiet des heutigen Wettingen gefunden wurde», sagt Archäologin Andrea Schaer, die zum Forscherteam gehört, das die Geschichte des Silberschatzes untersucht hat. Damit sei vermutlich ein Wald gemeint, der zum Grundbesitz des Klosters Wettingen gehörte. Im Archiv studierte das Forscherteam alte Karten und konnte den Fundort eingrenzen: mitten im heutigen Wettingen, oberhalb des Klosters.
Das Verschwinden: Der Fund des Silberschatzes 1633 ist gut dokumentiert. Lange überlebte er allerdings nicht: Er wurde kurz danach aufgeteilt unter den Vertretern der eidgenössischen Orte, die sich regelmässig im Nachbarort Baden zur Tagsatzung trafen. Quellen berichten davon, wie viel jeder Ort erhalten hat. Was danach mit dem Silber geschah, ist unklar. Andrea Schaer vermutet: «Wahrscheinlich haben die eidgenössischen Orte das Silber grösstenteils eingeschmolzen.» Silber sei 1633 während des Dreissigjährigen Krieges rar gewesen, so die Archäologin.
Das Forscherglück: Mit dem Aufteilen des Silberschatzes hätte es gut sein können, dass er für die Nachwelt verloren gewesen wäre. Die Geschichte des Silberschatzes hatte aber ein glückliches Ende für die Forschung: 1633 wurde der Schatz detailliert abgezeichnet. Die emeritierte Berner Professorin Stefanie Martin fand die Dokumente bei der Archivarbeit.
Die Erkenntnisse: Wo kam er her? Das Forschungsteam rund um Stefanie Martin vermutet, dass es sich beim römischen Silberschatz von Wettingen um einen Tempelschatz handelt. Archäologin Andrea Schaer erklärt: «Es hat auf einzelnen Platten Inschriften an Götter, insbesondere an Merkur. Auf dem Schöpfgefäss waren Darstellungen von mehreren Gottheiten.» Man kenne vergleichbare Schätze aus Tempelanlagen, zum Beispiel in Frankreich. Bei römischen Tempeln sei die Situation ähnlich gewesen, wie im Mittelalter bei der Kirche: Gläubige hätten Wertsachen gespendet. So sei ein grosser Reichtum zusammengekommen.
Die Erkenntnisse: Weshalb wurde er versteckt? Die Erkenntnisse aus der Forschung liessen vermuten, dass der römische Silberschatz später in Wettingen versteckt worden sei, meint Andrea Schaer. «In welchem Kontext wissen wir nicht. Vielleicht, weil von Norden Alemannen eingedrungen sind. Oder wegen der Christianisierung.» Man könne sich vorstellen, dass man während der Christianisierung Zeugnisse von alten heidnischen Göttern auf diese Weise in Sicherheit gebracht habe.
Die Bedeutung: Für Andrea Schaer ist klar, dass der Tempelschatz aus dem benachbarten Ort Baden stammt. Dieser war zu römischen Zeiten ein bekannter Badeort: «Aquae Helveticae». Für die Forscherinnen und Forscher ist der Wettinger Silberschatz auch ein wichtiger Mosaikstein in der Geschichte der Stadt Baden und deren Bedeutung für die Schweiz in der Römerzeit.