Schon viele haben es durchgemacht: die Corona-Impfung und ihre typischen Nebenwirkungen. Fieber, Kopfschmerzen, Schüttelfrost. Da sich jetzt auch immer mehr junge Frauen impfen lassen, kommt nun noch eine weitere Nebenwirkung zum Vorschein: Menstruationsbeschwerden. Betroffene berichten, dass sie nach der Corona-Impfung Menstruations-Störungen haben. Also eine heftigere, spätere oder verschobene Menstruation.
Dr. Gabriele Merki ist Professorin und Leiterin der Jugendgynäkologie am Universitätsspital Zürich. Sie bestätigt, dass die Beschwerden auftreten. Jedoch hätten sie nur einen indirekten Zusammenhang mit der Impfung.
«Dass die Menstruation durch die Impfung kurzzeitig verändert wird, kann sein. Denn die Impfung ruft ja eine Immunreaktion im Körper hervor, er muss arbeiten. Das ist körperlicher Stress. Der Zyklus ist ein sensibles System und reagiert schnell. Das kann auch bei einer anderen Erkrankung passieren ober bei einer Zeitverschiebung nach einer Reise, Stress oder Hochleistungssport.»
Beschwerden kommen überraschend
Die meisten Frauen werden von den Menstruationsbeschwerden völlig überrascht. Warum wird die Auswirkung auf den Zyklus erst jetzt zum Thema? Dazu sagt die SRF-Wissenschaftsredaktorin Katrin Zöfel: «In den grossen Zulassungsstudien wurde zwar aktiv nach Fieber oder Kopfschmerz gefragt, aber nicht nach veränderten Menstruationsblutungen. Die Tatsache, dass sie nicht danach gefragt wurden, kann gut dazu geführt haben, dass eine Häufung übersehen wurde.»
Für die Zulassung der Impfstoffe ist die Zulassungsbehörde Swissmedic verantwortlich – und damit auch für die Erfassung von Nebenwirkungen. Gegen 3500 unerwünschte Impferscheinungen wurden bislang gemeldet. Ein Blick auf die 15 meistgenannten Nebenwirkungen zeigt: Meldungen zu Menstruationsbeschwerden sind nicht dabei. Allerdings gelangen bei weitem nicht alle Meldungen über Impf-Nebenwirkungen an die Zulassungsbehörde.
Swissmedic: «Da muss man sich keine Sorgen machen»
Erst vor kurzem hat sich der Leiter Arzneimittelsicherheit bei Swissmedic, Christoph Küng, gegenüber 10vor10 zu diesem Thema geäussert: «Wir haben bis jetzt kaum Meldungen zu Zyklusveränderungen bekommen. Aber wir wissen, dass es eine Sorge von Frauen ist, die sich impfen lassen wollen. Wichtig ist, dass das Veränderungen sind, die wieder vorbeigehen. Da muss man sich keine Sorgen machen.»
Das sind Veränderungen, die wieder vorbeigehen. Da muss man sich keine Sorgen machen.
Auch Stand heute plant Swissmedic nicht, die möglichen Nebenwirkungen offensiver zu kommunizieren. Die Zulassungsbehörde betont aber, man beobachte die Entwicklung auch international engmaschig.
Klassischer Gender Data Gap?
Die Wissenschaftsredaktorin Zöfel ist nicht erstaunt darüber, dass die spezifischen Auswirkungen auf Frauen bislang vernachlässigt wurden. Der sogenannte Gender Data Gap ist auch in der Medizin präsent: Als Norm gilt stets der männliche Körper, der weibliche ist die Ausnahme.
«Die Tatsache, dass in den Zulassungsstudien nach Kopfschmerzen und Gelenkschmerzen gefragt wurde, nach Regelschmerzen aber nicht, passt ins Bild einer Medizin, die oft übersieht, was typisch weiblich wäre.» Bisher gibt es keine handfesten Studien zur Auswirkung der Corona-Impfung auf die Menstruation. In den USA stellt die Gesundheitsbehörde dafür nun aber Geld zur Verfügung.