Der heiss-trockene Sommer 2018 war ein Blick in die Zukunft, sagt Reto Knutti von der ETH Zürich. Er hat an den neuen Klimaszenarien mitgearbeitet, die der Bund in Auftrag gegeben hat. «Im Sommer 2003 hat man gesagt: Das gibt es gar nicht. Jetzt sind wir an einem Punkt, an dem dies alle paar Jahre vorkommt. Darauf muss man sich weiter einstellen.»
2060 wird ein normaler Sommer so aussehen: «Während der Hälfte der Tage im Juli und August werden die Temperaturen über 30 Grad liegen, einzelne Tage werden über 40 Grad bringen», so Knutti. Besonders betroffen sind die Städte, weil sie sich wegen des vielen Betons mehr aufheizen als das Umland.
Genfer werden stärker schwitzen als Zürcher
Allerdings wird die Hitze manche Städte härter treffen als andere: Die Genfer werden in künftigen Sommern an bis zu 40 Tagen über 30 Grad aushalten müssen, die Zürcher «bloss» halb so viele. Solche regionalen Unterschiede haben die Forscher so deutlich herausgearbeitet wie noch nie – dank schnellerer Computer und verbesserten Simulationen, sagt Knutti.
Solche Fortschritte übersetzen sich in genauere Klimaszenarien. Auch für den Winter: Für die Schweiz als Ganzes sagen die Forscher voraus, dass bis 2060 die Nullgradgrenze um weitere 400 bis 600 Meter ansteigen wird – nachdem sie in den letzten 50 Jahren bereits um 400 Meter geklettert ist.
Regional unterschiedlich wird aber die Zahl an Tagen sein, an denen es schneit. In Davos zum Beispiel werden es statt heute 50 noch etwa 30 sein. Im trockeneren Crans-Montana reduzieren sie sich von heute 40 auf knapp die Hälfte.
Präzisere Bilder von Extremereignissen
In der Schweiz mit ihren vielen Bergen und Tälern sind genauere Simulationen besonders wichtig, weil sie bessere Prognosen für extreme Wetterphänomene erlauben, sagt Knutti: «Die Starkniederschläge sind ein prominentes Beispiel. Wir wissen aus der Praxis: Ein Gewitter kann in einem Tal eine Überschwemmung produzieren, und fünf Kilometer weiter passiert gar nichts.»
Die allerstärksten Regenfälle werden noch um 10 bis 20 Prozent stärker werden bis 2060, so die Prognose – eine wichtige Erkenntnis, sagt Andreas Fischer von MeteoSchweiz, das ebenfalls an den neuen Klimaszenarien beteiligt war: «Die Auswirkungen von Extremereignissen sind mit grossem Schadenspotenzial und Kostenfolgen verbunden. Darum ist sie in der Analyse besonders wichtig. Wir haben dort jetzt ein viel präziseres Bild.»
Hoffnung, sich besser wappnen zu können
Dies soll sich in eine bessere Vorbereitung niederschlagen, so erhofft es sich der Auftraggeber der Klimaszenarien, der Bund. Die Daten werden auf einem neuen Internetportal gratis zur Verfügung gestellt. Bereits hätten sich Vertreter von Kantonen gemeldet, sagt Andreas Fischer, die wissen möchten, was die neuen Szenarien für ihre Wintersportorte bedeuten – oder für ihre Landwirtschaft: «Der Bewässerungsbedarf muss weiter verfeinert werden. Neue Formen müssen gefunden werden, damit zukünftige Wasserkonflikte vermieden werden können.»
Die wasserreiche Schweiz muss sich auf Perioden mit Wassermangel vorbereiten – diese Prognose aus den Klimaszenarien macht den Ernst der Lage deutlich.