So einen Festivalsommer hat Bern noch nie erlebt: Am Mittwoch startet nicht nur das Gurtenfestival, welches erstmals in der Geschichte fünf Tage dauert.
Nur fünf Kilometer Luftlinie entfernt rockt abends die britische Rockband Muse: dies vor gegen 30'000 Musikfans – auf demselben Gelände der Bernexpo, wo vergangene Woche Guns n’ Roses die Gitarren glühen liessen.
Und wo übernächstes Wochenende erstmals das neue Hip-Hop-Festival Spex steigt.
Die Events sind für uns ein Test und haben Pilotcharakter.
Mit den Konzerten und dem Festival wagt sich die sonst vor allem für die BEA-Landwirtschaftsmesse bekannte Bernexpo in neue Gefilde vor.
«Die Events sind für uns ein Test und haben Pilotcharakter. Wir wollen herausfinden, wie gut sich der Standort für Konzerte und Festivals eignet», sagt Tom Winter, CEO der Bernexpo, zu SRF.
Die ersten Erfahrungen mit Guns n’ Roses seien gut gewesen. «Die Stimmung war toll», so Winter.
Gurten trotz neuer Konkurrenz auf Rekordkurs
Gestresst, aber gut gelaunt sind die Organisatoren des Gurtenfestivals, das pro Tag 20'000 Besuchende fasst. Trotz der neuen Konkurrenz seien einzelne Festivaltage praktisch ausverkauft.
«Es sieht sehr gut aus. Mit dem zusätzlichen Jubiläums-Festivaltag gibt das bestimmt Rekordzahlen», sagt Lena Fischer, Sprecherin des Gurtenfestivals.
Der Platzhirsch Gurten spürt also die neue Konkurrenz bei seiner 40. Ausgabe offenbar nicht.
Hip-Hop-Festival Spex sucht seinen Platz
Schwerer hat es da naturgemäss der Neuling in der Szene, das Hip-Hop-Festival Spex. Es richtet sich an sehr junge Leute und ist für 10'000 Besucher und Besucherinnen pro Tag ausgelegt.
«Es wäre für uns schon ein Erfolg, wenn wir bei 5000 bis 6000 Leuten landen», sagt Oliver Rosa, Managing Partner bei Veranstalter Gadget abc.
Ein kleines, aber feines Hip-Hop-Festival hat in der Schweiz noch Platz.
Er glaube, dass es für ein «kleines, feines» Hip-Hop-Festival in der Schweiz durchaus noch Platz habe. Veranstalter Gadget abc organisiert neben Spex auch das Muse-Konzert.
Man wolle mit dem neuen Festival-Gelände nun Erfahrungen sammeln – auch für die Zukunft. «Bern ist Musikhauptstadt der Schweiz – und als Konzertstandort eine gute Option», so Oliver Rosa.
Wir wollen uns Schritt für Schritt wieder einen Namen in der Kulturbranche machen.
Die Bernexpo stellt bei den aktuellen Konzerten nur das Gelände. Sie hat aber grosse Pläne mit der neuen Festhalle, wo ab 2025 jährlich vier bis zwölf Konzerte für bis 9000 Leute steigen sollen.
«Wir wollen uns Schritt für Schritt einen Namen in der Kulturbranche machen. Und an alte Zeiten anknüpfen», so Winter. So spielten in der alten Festhalle einst gar die Rolling Stones.
Winter bringt darum die Bernexpo mit den neuen Events in Stellung. Er weiss ganz genau: Die hiesige Konzertbranche ist hart umkämpft.
Darum sind Festivals ein «Hochrisikobusiness»
Gerade kleinere und mittlere Festivals und Konzerte kämpfen um jedes verkaufte Ticket. So auch das Lakelive in Biel. «Es läuft extrem viel, in der Region und auch in der ganzen Schweiz», so Lukas Hohl.
Viele Leute kauften ihr Billett ohnehin im letzten Moment. «Das ist für uns als Veranstalter schwierig. Aber auch für Besucherinnen und Besucher – sie haben so viele Möglichkeiten zur Auswahl.»
Für die Veranstalter sind die letzten paar Prozente der Ticketverkäufe entscheidend.
Hohl hofft, dass bis zum Festivalstart noch möglichst viele Tickets weggehen. «Für die Veranstalter sind die letzten paar Prozente der Ticketverkäufe entscheidend, ob sie Geld verdienen. Oder verlieren. Festivals sind ein Hochrisikobusiness. Mit einem enormen Hebel – auch gegen unten», sagt Christoph Bill, Präsident des Festival-Branchenverbands SMPA.