Es schrecke einfach ab, dieses «C», meinten viele Delegierte, die sich an dieser historischen Versammlung zu Wort meldeten. Es war die letzte unter dem alten Namen CVP und wurde Covid-bedingt an 13 verschiedenen Orten landauf, landab abgehalten, nirgends mit mehr als 50 Teilnehmenden.
Obwohl die Säle untereinander nur per Video verbunden waren, spürte man doch eine Aufbruchstimmung in der Partei, die seit 40 Jahren nur eine Entwicklung kennt: die nach unten. Zwar ist das katholische Milieu nach wie vor das Fundament der Partei, aber es bröckelt. Das Milieu stirbt langsam aus.
Wenn es so weitergeht, wird die CVP bald den Anspruch auf einen Bundesratssitz verlieren. Das war nie eine Perspektive für den ehrgeizigen Parteipräsidenten Gerhard Pfister, der vor vier Jahren angetreten ist mit dem Anspruch, Wahlen zu gewinnen.
Konservativerer Kurs gescheitert
Zuerst versuchte es Pfister mit einer Wertediskussion, er wollte das «C» stärken, die Partei konservativer ausrichten. Ohne Erfolg allerdings. Um die Wertedebatte wurde es sehr schnell sehr still. Nach den nationalen Wahlen vor einem Jahr machte Pfister dann eine 180-Grad-Wendung: Das «C» nahm er nun plötzlich als Problem wahr. Im Wahlkampf habe er festgestellt, dass viele in diesem Land seine Partei eigentlich wählen würden, doch das Katholische hindere viele daran.
Das Problem aber: Man kann zwar von heute auf morgen den Namen einer Partei ändern, nicht aber seine Wählerinnen und Wähler. Das katholische Milieu wird zwar kleiner, aber es bleibt. Das Programm der Partei ändert sich auch nicht. Darf sich auch nicht zu stark ändern, will Pfister die katholische Basis nicht verlieren.
Genügt ein neuer Name?
Ob nur ein neuer Name wirklich genügt, damit auch Nicht-Katholiken vermehrt diese neue CVP ohne C wählen? Für die mehrheitlich protestantischen BDPler reicht es offenbar. Der Namenswechsel war Bedingung für eine Fusion, nicht mehr und nicht weniger. Doch reicht der Namenswechsel der CVP auch für mehr, als die drei Nationalratssitze der BDP «geschenkt» zu bekommen?
Gerhard Pfister meint: Ja, sogar 20 Prozent Wähleranteil seien möglich. Das wäre fast eine Verdoppelung! Pfister träumt auch von zwei Bundesratssitzen bis zu den übernächsten Wahlen. Er hatte schon immer ehrgeizige Ziele.
Viele in der Partei, die zwar den Namenswechsel unterstützen, halten solche Ziele für zu hochtrabend. Sie wären froh, wenn die CVP ohne C wenigstens den steten Niedergang bremsen könnte. Oder wie es CVP-Nationalrat Markus Ritter heute auf den Punkt brachte: Es geht nicht darum, zwei Bundesratssitze zu holen, sondern den einzigen Sitz zu retten.
Dazu braucht die neue Mittepartei die Protestanten aus der BDP und nach wie vor ihr katholisches Fundament.