Mit der neuen Organisation «Kompass Europa» sind drei neue Köpfe auf der politischen Bühne aufgetaucht. Bis vor kurzem verdienten sie mit der von ihnen gegründeten Vermögensverwalterin Partners-Group sehr viel Geld.
Einer der drei Unternehmer ist Urs Wietlisbach: «Für mich ist Milliardär sein nicht gottgegeben. Es ist eine Verantwortung, reich zu sein. Man muss sich dieser Verantwortung stellen.»
Wer macht schon so einen Vertrag? Wenn Sie das in der Wirtschaft machen würden – unglaublich.
Wietlisbach sieht diese Verantwortung auch in einem politischen Engagement. Mit dem Selbstbewusstsein eines erfolgreichen Unternehmers sagt er zum vorliegenden Rahmenabkommen: «Wer macht schon so einen Vertrag? Wenn Sie das in der Wirtschaft machen würden – unglaublich.»
Er kritisiert etwa, dass die Schweiz mit dem vorliegenden Rahmenabkommen laufend EU-Recht übernehmen müsste, und dass dies die Souveränität der Schweiz untergrabe. Dass das Rahmenabkommen wichtig sei, weil es der Schweizer Wirtschaft den ungehinderten Zugang zum EU-Binnenmarkt garantiere, wie die Befürworter betonen, relativiert er.
Er sei viel international unterwegs, und werde oft gefragt: «Was macht ihr Schweizer besser?» Wietlisbachs Antwort: «Wir sind nicht gescheiter als die Deutschen oder Franzosen. Es liegt an unserem politischen System – und dieses wird durch das Rahmenabkommen angegriffen.»
Wietlisbach engagiert sich zum ersten Mal in seinem Leben politisch; nach dem Kampf gegen das Rahmenabkommen will er sich mit «Kompass Europa» auch bei anderen Themen einmischen, bei der Altersvorsorge etwa.
Einen anderen Hintergrund hat Hans-Peter Zehnder. Auch er ist erfolgreicher Unternehmer. Er ist Verwaltungsratspräsident der Zehnder-Gruppe, welche Lüftungssysteme oder auch Heizkörper produziert. Parallel dazu legte er als FDP-Mitglied und als früherer Präsident der Aargauer Handelskammer aber auch eine klassische Parteien- und Verbandskarriere hin.
Auch Zehnder gründete mit Gleichgesinnten eine neue Organisation. «Autonomiesuisse» heisst sie und auch sie setzt sich gegen das Rahmenabkommen ein: «Uns geht es nicht um die kurzfristigen Vorteile des Marktzugangs und dessen Ausbau. Uns geht es darum, dass wir die Freiheit haben müssen, unsere wirtschaftlichen Rahmenbedingungen weiter selbständig festzulegen», sagt Zehnder. Nur so könne man sich gegenüber anderen Staaten und der EU besser positionieren. «So wie wir das in der Vergangenheit getan haben.»
Keine Stigmatisierung mehr
Bemerkenswert ist, dass sich Personen gegen das Rahmenabkommen zusammenschliessen, die nicht zur SVP gehören, sondern zur bürgerlichen Mitte und aus der Wirtschaft kommen. Auch der frühere Privatbankier Konrad Hummler bewegt sich in diesen Kreisen.
Er ist Mitglied der FDP und situiert sich dort am rechtsbügerlichen Rand. Hummler sagt, weil die SVP unter der früheren Dominanz von Christoph Blocher das Thema lange Zeit besetzt habe, sei in den anderen bürgerlichen Parteien eine kritische Debatte über das Rahmenabkommen unmöglich gewesen.
Das habe sich erst mit dem Rückzug von Blocher geändert: «Es werden Kräfte wach, die das wagen. Es gibt den Stigmatisierungseffekt nicht mehr: Man kann nun kritisch gegenüber dem Rahmenabkommen sein, ohne dass man ins Auns-Lager spediert wird.»
Sollte das Abkommen scheitern, bleibt die Frage, ob die neuen Gruppierungen den Ausschlag gegeben haben, oder ob die neuen Gruppierungen – etwas spät – auf ein schon totes Ross aufgesprungen sind.