Zum Inhalt springen
Audio
Tierpark-Direktorin Friederike von Houwald über die neue Artenvielfalt-Strategie
Aus Regionaljournal Bern Freiburg Wallis vom 18.07.2022. Bild: SRF
abspielen. Laufzeit 6 Minuten 27 Sekunden.

Neue Strategie für den Zoo Nashornkäfer statt Nashorn im Berner Tierpark

Der Tierpark Dählhölzli will ein Biodiversitäts-Hotspot sein. Er züchtet unter anderem Käfer, die ausgesetzt werden.

Seit fast einem Jahr ist Friederike von Houwald Direktorin des Berner Tierparks Dählhölzli. Am Montag hat sie ihre Strategie für die Zukunft des Zoos präsentiert. «Mehr Raum für Vielfalt» lautet das Motto und konzentriert sich laut den Verantwortlichen nicht auf die existierenden Gehege, sondern auf den Platz dazwischen.

Mehr Käfer und Spitzmäuse

1939 wurde in Bern der letzte Nashornkäfer gesichtet. Seither lebt er nur andernorts weiter. «Käfer haben eine schlechte Reichweite – das heisst, sie sind schlecht darin, sich auszubreiten», sagt Jürg Hadorn, Leiter Projekte des Tierparks. «Deshalb ist wichtig, dass wir Privatpersonen mit Gärten dafür gewinnen können, selbst auch etwas zu unternehmen.» Nur so sei es möglich, einst wieder eine stabile Population des Nashornkäfers hinzukriegen.

Larven des Hirschkäfers
Legende: Noch dauert es eine Weile: Diese Larven werden in den nächsten Wochen und Monaten zu Nashornkäfern gezüchtet. Keystone

Zuerst wird im Tierpark Bern nun gezüchtet: «Das ist eine relativ unromantische Angelegenheit», so Hadorn. «Wir fermentieren kistenweise Pellets und Holz mit Mehl, Zucker und Hitze. Dann züchten wir Larven, diese verpaaren wir dann miteinander und so nimmt die Geschichte ihren Lauf.» Das Ziel sei, ungefähr fünf Käferarten heranzuzüchten.

Dieses Projekt hilft letztendlich auch dem Berner Stadtklima.
Autor: Jürg Hadorn Leiter Projekte Tierpark Bern

Das zweite grössere Projekt im Dählhölzli beschäftigt sich mit Kleinsäugerarten wie Mäusen, Spitzmäusen und Siebenschläfern. Bei ihnen geht es nicht um Zucht und Wiederansiedlung wie bei den Käfern. Doch viele Kleinsäuger sind vom Aussterben bedroht, weshalb der Tierpark Bern neue Lebensräume schaffen und bestehende aufwerten will.

Tiere, die freiwillig im Zoo leben

Box aufklappen Box zuklappen

Generell will der Tierpark Bern mehr Strukturen und Lebensraum für seine «Zaungäste» schaffen. Auf dem Gelände leben auch viele wilde Tiere wie etwa Fledermäuse, Eidechsen, Ringelnattern, Grasfrösche und eine Vielzahl verschiedener Vögel.

«Auch diese Arten verdienen unsere Aufmerksamkeit», sagte Cornelia Mainini, Leiterin der Sektion Bildung und Erlebnisse. So wurden im Frühling 40 Nistkästen für Vögel sowie diverse Fledermaus- und Bilchenkästen aufgehängt, die rasch in Beschlag genommen wurden.

Am Aareufer entstanden neue Teiche, die bereits von Molchen, Fröschen und Kröten besiedelt wurden. Geplant sind in und zwischen den Anlagen auch neue Blumenwiesen für Insekten sowie Hecken für Kleinsäuger und Vögel.

Wer will schon Käfer anschauen?

Vor kurzem hatte der Berner Tierpark noch ein ganz anderes Projekt im Kopf: Man wollte die Bärenanlage erweitern. Doch machen die Verantwortlichen jetzt rechtsumkehrt und fördern statt der attraktiven Pelztiere die eher unbeliebten Insekten. Weshalb? «Es ist natürlich richtig, dass man sich lieber Giraffen anguckt. Aber den Käfern geht es gerade sehr schlecht», begründet Tierpark-Direktorin Houwald die neue Strategie. «Wenn man sich überlegt, weshalb es mit der Biodiversität den Bach runter geht, dann spielen die kleinen Tiere eine grosse Rolle.»

Hirschkäfer
Legende: Ein Hirschkäfer, wie er in Bern nun gezüchtet und dann auch ausgesetzt wird. Keystone

Gekostet habe die Initiative für die Käfer nicht viel, um die 20'000 Franken. Das Bärenprojekt wäre ungleich teurer gewesen, sagt die Dählhölzli-Direktorin. Da rechnete der Tierpark mit etwa 40 Millionen Franken. Schliesslich ist die neue Biodiversitätsstrategie also auch eine günstigere Zukunftsvision.

Geben werde es die grossen Tiere wie Moschusochsen, Flamingos oder Hirsche im Tierpark Bern aber weiterhin – auch wenn die Käfer im Moment etwas stärker ins Rampenlicht gerückt werden.

Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 18.07.2022, 12:03 Uhr ; 

Jederzeit top informiert!
Erhalten Sie alle News-Highlights direkt per Browser-Push und bleiben Sie immer auf dem Laufenden.
Schliessen

Jederzeit top informiert!

Erhalten Sie alle News-Highlights direkt per Browser-Push und bleiben Sie immer auf dem Laufenden. Mehr

Push-Benachrichtigungen sind kurze Hinweise auf Ihrem Bildschirm mit den wichtigsten Nachrichten - unabhängig davon, ob srf.ch gerade geöffnet ist oder nicht. Klicken Sie auf einen der Hinweise, so gelangen Sie zum entsprechenden Artikel. Sie können diese Mitteilungen jederzeit wieder deaktivieren. Weniger

Sie haben diesen Hinweis zur Aktivierung von Browser-Push-Mitteilungen bereits mehrfach ausgeblendet. Wollen Sie diesen Hinweis permanent ausblenden oder in einigen Wochen nochmals daran erinnert werden?

Meistgelesene Artikel