Kinder und Jugendliche sind überdurchschnittlich oft von Armut betroffen. Sie erleiden dadurch Nachteile. Zu diesem Schluss kommt eine Studie des Büro BASS. Die Unterstützungsleistungen sind demnach ungenügend. Die Studie schlägt Massnahmen vor. Sie werden nun geprüft. Inlandredaktorin Andrea Jaggi zu Details und Knackpunkten.
Andrea Jaggi
Bringt die Studie neue Erkenntnisse?
Nicht wirklich. Es ist schon länger bekannt, dass Kinder und Jugendliche benachteiligt sind, wenn ihre Familie von Sozialhilfe abhängig ist. Die Studie des Büro BASS weist nun aber wissenschaftlich aus, was bisher eine Annahme war. Und sie liefert die Basis für eine Diskussion über die vorgeschlagenen Lösungen. Die Studie wurde von der Konferenz der kantonalen Sozialdirektorinnen und -direktoren, der Schweizerischen Konferenz für Sozialhilfe und der Städteinitiative Sozialpolitik in Auftrag gegeben.
Wie viele sind betroffen?
Fast ein Drittel der Sozialhilfebezüger sind Kinder und Jugendliche. Laut Bundesamts für Statistik wurden 2022 76'000 Kinder- und Jugendliche von der regulären Sozialhilfe unterstützt. Gesamthaft hatten in diesem Jahr 228'000 Personen mindestens einmal Sozialhilfe bezogen. Im Asylbereich wird die tiefere Asylfürsorge ausbezahlt. Davon sind laut Studie nochmals ungefähr 35’000 Kinder und Jugendliche betroffen.
Was fehlt Kindern und Jugendlichen in der Sozialhilfe?
Einfach gesagt: Geld. Sie sind teilweise vom sozialen Leben ausgeschlossen. Ein Ferienlager, Musikstunden, der Sportclub sind zu teuer. Auch für die Bildung bleibt zu wenig Geld. Nachhilfeunterricht oder eine weiterführende Schule liegen nicht drin. Oft bleiben Kinder aus armen Familien auch als Erwachsene arm.
Welche Massnahmen schlägt die Studie vor?
Die Sozialhilfegelder für ältere Kinder sollen erhöht werden. Jetzt wird für jedes Kind und jede Jugendliche gleich viel bezahlt. Grössere Kinder sind aber teurer als Kleinkinder. Weiter sollen Familien mit mehreren Kindern mehr Geld erhalten. Dafür müsste man die Berechnung des Grundbedarfs für eine Familie anpassen. Zudem sollen die Sozialberater auch die Kinder anhören.
Werden die Massnahmen nun auch umgesetzt?
Das wird sich weisen. Brisant ist die Forderung nach mehr Geld für kinderreiche Familien. Das ist ein Politikum. Die SVP forderte in verschiedenen Kantonen Kürzungen in der Sozialhilfe. Vor fünf Jahren zum Beispiel verlangte die heutige SVP-Nationalrätin Martina Bircher im Aargauer Kantonsparlament, dass die Sozialhilfe höchstens für drei Kinder pro Familie bezahlt werden solle.
Die Sozialdirektoren der Gemeinden und Städte haben die 14 Empfehlungen im Kern für gut befunden. Die Schweizerische Konferenz für Sozialhilfe prüft die Massnahmen jetzt vertieft. Über deren konkreten Vorschläge werden dann erneut die Sozialdirektoren und Sozialdirektorinnen und allenfalls die Kantonsparlamente befinden.
