- Die Besteuerung des Eigenmietwerts soll auf Bundes- und Kantonsebene abgeschafft werden.
- Der Ständerat hat einer entsprechenden Vorlage zugestimmt.
- Im Schweizer Steuersystem käme es damit zu einem grundsätzlichen Wechsel.
- Jetzt geht die Vorlage in den Nationalrat.
Zweimal ist die Idee bereits an der Urne gescheitert und mehrfach im Parlament. Nun will der Ständerat den umstrittenen Eigenmietwert erneut abschaffen. Er hat einer entsprechenden Vorlage als Erstrat mit 20 zu 17 Stimmen bei 2 Enthaltungen zugestimmt.
Selbstbewohnte Zweitliegenschaften sollen aber, wenn es nach der kleinen Kammer geht, wie bis anhin versteuert werden, ebenso die Einnahmen aus vermieteten oder verpachteten Liegenschaften. Der Bundesrat und eine Minderheit im Ständerat wollten den Eigenmietwert auch bei selbstbewohnten Zweitliegenschaften abschaffen.
Zudem soll der Abzug von Schuldzinsen unter bestimmten Bedingungen weiterhin möglich sein. So sollen nach dem Willen einer Ratsmehrheit Schuldzinsen, die Gewinnungskosten darstellen, weiterhin im Umfang von 70 Prozent der steuerbaren Vermögenserträge abzugsfähig sein.
Eigenmietwert werde nicht verstanden
Im Rat waren die Mehrheiten klar. Die SP wehrte sich gegen die Abschaffung; FDP, SVP und «Die Mitte» argumentierten dafür. «Der Eigenmietwert wird nicht verstanden», sagte Pirmin Bischof (Mitte/SO) im Namen der zuständigen Kommission. «Der Eigenmietwert ist ein Einkommen, das versteuert werden muss, nicht aber eine teure Yacht oder eine teure Kunstsammlung.» Das verstehe niemand.
Gleichzeitig sei die Schweiz eines der im Privaten am stärksten verschuldeten Länder Europas, sagte Bischof. «Wenn Sie Schulden machen, werden Sie vom Staat belohnt – wenn Sie keine Schulden machen, werden Sie dafür bestraft.»
Die Abschaffung des Eigenmietwerts sei ein Anliegen, das viele Personen hätten, ergänzte Erich Ettlin (Mitte/OW). Dies zeige sich auch daran, dass das Thema immer wieder aufkomme. Den Vorwurf der Ratslinken, die Vorlage sei eine Bastelei, liess Ettlin nicht gelten. Denn: «Ohne Bastelei gäbe es kein Steuerrecht.»
SP-Ständerate wollten gar nicht eintreten
Gar nicht auf die Vorlage eintreten wollten mehrere SP-Ständeräte. «Was lange gedauert hat, ist trotzdem nicht gut», sagte Paul Rechsteiner (SG). «Die missratene Vorlage widerspricht der Steuergerechtigkeit diametral – und sie würde zu starken Mindereinnahmen für Bund und Kantone führen.»
Hauseigentümer würden gegenüber Mieterinnen und Mietern bereits heute viel besser fahren. So seien etwa die Preise für Eigentumswohnungen und Einfamilienhäuser stark gestiegen. «In den vergangenen 20 Jahren haben die Eigentümer von starken Wertsteigerungen profitiert, davon können alle anderen nur träumen.»
«Der Eigenmietwert mag ungerecht erscheinen, er schafft aber Gerechtigkeit», sagte Rechsteiner. Die Finanzdirektoren der Kantone verlangen eindringlich, nicht auf die Vorlage einzutreten. Dieser gewichtigen Stimme solle der Rat folgen, meinte der St. Galler.
Der Bundesrat habe sich immer offen gezeigt für eine Abschaffung des Eigenmietwerts, sagte Finanzminister Ueli Maurer. Doch: «Auch bei dieser Vorlage wird der Teufel wohl im Detail liegen.» Es gehe darum, eine nachvollziehbare Vorlage zu verabschieden, die auch in einer Volksabstimmung bestehen könne.
Als Nächstes ist der Nationalrat am Zug.