Der Bund rechnet damit, dass sich auch bei grössten Anstrengungen etwa ein Viertel unseres heutigen CO₂ -Ausstosses in der Schweiz nicht vermeiden lässt. In der Landwirtschaft zum Beispiel oder bei der Zementproduktion wird es Restemissionen von Klimagasen geben.
Hier kommen die sogenannten Negativemissions-Technologien ins Spiel. Technologien, mit denen CO₂ aus der Luft gefiltert und dauerhaft gespeichert werden kann. Welche dieser Technologien machen für die Schweiz wie viel Sinn? Zu dieser Frage hat die Stiftung für Technologiefolgen-Abschätzung heute einen neuen Bericht vorgestellt. (siehe Box oben)
Natürlichste Varianten am günstigsten
Am günstigsten und einfachsten sind die natürlichen Varianten, um CO₂ zu speichern. Also etwa ein möglichst natürlicher Wald mit vielen alten Bäumen, sagt Clemens Mader von der Fachhochschule Ostschweiz, der den Bericht mitverfasst hat.
Bei der Bewirtschaftung des Waldes gehe es darum, wie das Holz dort im Wald gespeichert werde, aber auch, was dem Wald entnommen werde und dann zum Beispiel im Hausbau langfristig gespeichert werden könne.
Man kann auch Pflanzenkohle – also verkohlte Pflanzenreste – in den Boden bringen und so zusätzliches CO₂ speichern. Nur lässt sich das nicht endlos tun: «Vor allem im Boden ist dies ein Thema, er ist nach 20-30 Jahren mit Pflanzenkohle gesättigt», so Mader.
Auch in den Wäldern ist das Holz- respektive CO₂ -Lager irgendwann voll. Und Platz zum grossflächigen Aufforsten gibt es in der Schweiz nicht.
Abscheidung von CO₂ in Kehrichtverbrennungsanlagen
Es braucht also weitere Methoden. Sehr sinnvoll wäre die Abscheidung von CO₂ – und zwar da, wo es viel davon hat – in den Abgasen der Kehrichtverbrennungsanlagen zum Beispiel, schreiben die Wissenschaftler in ihrem Bericht.
Das sei viel einfacher und günstiger als das Abscheiden von CO₂ aus der Umgebungsluft, wie das die Schweizer Pionierfirma Climeworks zum Beispiel in Island macht. Das CO₂ muss danach in unterirdische Gesteinsschichten gepresst werden, wo es mineralisiert und damit dauerhaft gespeichert ist.
Versuchsweise wird bereits heute abgeschiedenes CO₂ aus einer Schweizer Biogasanlage in Gascontainern nach Nordeuropa gefahren und in alten Gas- und Ölförderstätten unterirdisch gebunkert. Später sollen CO₂-Pipelines in den Norden gebaut werden.
Abbruchbeton karbonatisieren
Allenfalls wäre es aber auch möglich, CO₂ im Schweizer Boden zu bunkern. «In der Schweiz ist es noch unklar, wie viel geologische Speichermöglichkeiten wir haben», erklärt Mader. Allerdings sind Schweizer Co2-Lager vermutlich zu teuer.
Man könne das abgeschiedene CO₂ aber auch nutzen, um damit Abbruchbeton zu karbonatisieren, erklärt Mader: «Dass der Altbeton zum Beispiel fein gemahlen wird und mit CO₂ begast werden kann. Dieses Gestein kann durch einen chemischen Prozess das CO₂ direkt wieder aufnehmen.»
«Das Schlagwort lautet Mix»
So kann Abbruchbeton bis zu einem Drittel der Treibhausgase, die bei seiner Herstellung frei werden, wieder schlucken. Es sei nicht so, dass eine dieser verschiedenen Technologien zur CO₂-Abscheidung die beste sei, sagt Mader. «Das Schlagwort lautet Mix.»
Allerdings ist all das sehr aufwändig und der Aufbau der entsprechenden Infrastrukturen kostet viel Geld und Energie. Es sei aus ökonomischen Gründen am wichtigsten, zuerst den Ausstoss von Treibhausgasen so weit wie möglich zu minimieren.